Die loyalen, pflichtbewussten Vereinsmitglieder vom LSVB sind mit Leib und Seele beim Organisieren und Durchführen der Basler Marathontage engagiert und folgedessen nicht am Start, noch auf der Strecke des Basler Marathons anzutreffen. Und das ist gut so, denn jetzt kommen der taktisch kluge LSVB-Sprinter zum Zug.
Er nutzt die Gunst der günstigen Stunde, um auf vereinsinternen Resultat-Tafeln eine Spitzenplatzierung festgeschrieben zu kriegen, weil ja fast der gesamte Rest – wie gesagt: die Loyalen – am Start fehlen.
Und das hat heuer wieder prima geklappt. Die Rainers, Hannes›, Mistelis und Adrians und ihre saisonlangen Demütigungen waren irgendwo als Streckenposten, am Grillstand oder im Rennbüro involviert und abgelenkt. Unschädlich gemacht!
Obwohl es sonnig scheinte, war der Parcours über die gesamte Renndistanz optimal temperiert. Sprich: Es war nicht zu warm. Gerade richtig.
Hervorzuheben ist die Passage beim ersten Verpflegungsposten, also etwa bei Kilometer 1, 12, 23 und 34; man läuft ja bekanntlich 4 Runden.
Der Emmenegger-Verpflegungsposten. Da ist immer etwas los. Da wird nicht mit Aufmunterungen gespart.
Hopp, hopp! Streng dich ein wenig an! (Hhmpf…)
Wenn sie besonders gut in Form sind (die Emmeneggers, nicht die Läufer), dann kriegen die Sportler von ihnen nach dem Wendepunkt, bei der Passage vis-à-vis vom Verpflegungsposten in 100 Meter Entfernung, grad nochmals ihre persönlichen, euphorischen Zurufe.
Grundsätzlich ist es äusserst praktisch, wenn einem sozusagen jeder Streckenposten kennt und motiviert. Das war dem taktisch, klugen LSVB-Sprinter schon zum Vornherein bewusst und teil seiner Strategie. Er ist berechnend, geht nicht zu einem x-beliebigen Marathon, wo er als Motivationsspritze zum Beispiel seine Angetraute oder – noch besser – seine Schwiegermutter (Motivation: Drohgebärde → Resultat: Nix wie weg! o.ä.) am Streckenrand deponiert.
Nein, der taktisch Kluge geht dahin wo er viele kennt. Heimvorteil heisst das Zauberwort! Er geht zum Publikum und nicht umgekehrt!
Damit das nicht allzu offensichtlich ist, versuche ich beim Vorbei-Joggen meinem gemimten Erstaunen durch möglichst dämliches Hingucken – was ich besonders gut kann, wie meine Mutter attestiert – Ausdruck zu geben.
So quasi: Aah … was machst du den hier?
Und der Streckenposten denkt: Gratuliere zum Namenstag! Heute ist Dummer Hund und ich sorge dafür, dass du dich nicht verläufst!
Mein Lieblingsstreckenwart ist alle Jahre das Männlein im Walde. Irgendwo zwischen Lange Erle und Tramschleife 2-er steht Mehmet (Mehmet Polatli) im Gehölz.
Hopp! Hooopp! HHHHOOOOOOOOOOOOOOOOP!
Die Stimmbänder, werden vom Volumen dieser 100-Kilometer-Läuferlunge so in Schwingungen gebracht, dass das Laub im Geäst erzittern. Die Erde fängt an zu beben, dass der gemeine Marathonläufer stolpernd auf die Fresse zu fallen meint zu müssen. So ist es und nicht etwa, weil die müden Schenkel, die Treter nicht mehr vom Boden hochheben können!
ZiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeehhhhhhhhhhhhHHHHHÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ!
Im ernst, ich bin schon bei der Bahnunterführung und höre ihn immer noch am Ufer der Wiese stehen: …hhhHHHHHÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ!
Und genau so, wie hier beschrieben, war es während allen vier Runden. Konsequente, kompetente Betreuung bei jedem Verpflegungsstand.
Das Rundenlaufen ist im Übrigen nicht unbedingt ein Nachteil. Man kann sich die Kraft – die man sowieso nicht hat – gut einteilen und weiss nach den ersten 10 Kilometer genau, was einem noch erwartet.
Eine kleine Ausnahme: Obwohl man vier identische Schlaufen läuft, läuft man nur einmal einen Berg hoch, bei Kilometer 40. Erst beim letzten Durchgang fällt einem diese Steigung nach Riehen so richtig auf. Die Stopuhr beginnt schneller zu ticken und ein paar zusätzliche Sekunden kumulieren sich zur Zeitspanne bis zum Finisher-Bier.
Dazu kommt noch, dass ich nicht mehr daran denken muss, dämlich dreinzuschauen. Mittlerweile sehe ich nämlich vor lauter Erschöpfung oberdämlich aus.
Um Schadensbegrenzung zu betreiben, muss ich jetzt, bei jedem der mich kennt, so tun, als ob ich noch locker laufen täte und mich nicht anstrengen müsste.
Ich glaub, ich spinne: Ich strenge mich an, damit keiner merkt, dass ich mich anstrenge. So saublöd kann Marathonlaufen werden.
Dabei fällt mir auf, LSVB-Tagessiegerin wurde – und vor allem ohne geringste Anstrengung ins Gesicht geschrieben – Graziella Reinhard. Sie galoppierte als insgesamt 6. Frau ins Ziel und als 2. aufs Podium in ihrer Kategorie.
Hier steht es geschrieben. So ist es geschehen – im goldenen Oktober Anno Domini 2005.
Und nicht vergessen, nächstes Jahr sind die Schweizer Marathon-Meisterschaften an den Basler Marathontagen.
Und Schweizermeister der Streckenposten wird, ist und bleibt – keine Frage: Mehmet Polatli!
Happy Trails – Dätti
GraziellaReinhard Graziella 3:17:14 (Gesamtrang 6/Kategorie 2.)
Die schnelle Grazielle!
Schon gewusst: Bis in die 1950-er Jahre hielt sich hartnäckig eine These, dass weiter als 800 Meter laufen für Frauen zu anstrengend und schädlich sei. Kein Witz!(Das waren noch Zeiten, als wir uns die weibliche Konkurrenz mit einem Arztzeugnis vom Hals fernhalten konnten. Und überhaupt! Wer sagt eigentlich, dass Männer Marathon nicht zu anstrengend finden?)


Patrick Häsler Patrick 3:23:44 (Gesamtrang 58/Kategorie 24.)
Muss beobachtet werden!
Trainiert wohl im Geheimen. Niemand rechnet mit ihm; er schlägt aber immer öfters und schneller beim Marathon zu.
 
 
 


ThomasBucco Thomas 3:38:32 (Gesamtrang 98/Kategorie 46.)
Diskreditierung der Konkurrenz in Perfektion: Grinsen bei Kilometer 42!
 
 
 
 


Reto Immoos Reto 3:59:01 (Gesamtrang 159/Kategorie 72.)
Hier kommt das Rotkäppchen!
Berühmt-berüchtigt auf den Rennstrecken dieser Welt. Ist Retos rote Kappe in Sicht, hat der Wolf ausgelacht, denn Reto zermürbt die Gegner immer und gnadenlos mit schwatzen.
Seine 3:59 sind übrigens nicht durch Geplauder zu begründen; Reto war als Pace-Maker unterwegs und hat die 4-Stundenläufer kompetent betreut und falls er sie nicht totgeschwatzt hat, pünktlich ins Ziel gebracht.


Mehmet Fesli Mehmnet 4:25:22 (Gesamtrang 208/Kategorie 40.)
Eins! Zwo! Eins! Zwo …
Stechschritt à la Grenzschutzbrigade im Osmanischen Reich!
 
 
 


Andi Auf Rotkäppchen folgt Blaukäppchen
Zum Einrahmen: Endlich eine Rangliste, die nicht durch Adrian, Hannes und Co. verdorben ist!

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