Positionskämpfe sind auch bei einem Vereinslauf möglich.

Irgendwie hatte mich vor dem Chrischonalauf der Ehrgeiz gepackt. Es muss doch endlich mal möglich sein, vor Luigi ins Ziel zu kommen. Schliesslich ist die Coronazeit eine ideale Trainingszeit.

Also, gleich nach dem Start clever zurückgehalten. Hervé düst los, und ward nie wieder gesehen. Mit galaktischen 33:59 bis zum Schluss nicht wirklich innerhalb der Konkurrenz. Toni als zweiter. Auch weit weg. Und davor Dominik, Selina und Luigi. Dahinter clever im Hintergrund Laura (eben, nicht Sandrine) und ich.

Nach 2km wird mir die Lücke zu gross, ich schliesse auf, und Laura gleich mit. Sie geht vorbei, ich hinterher. Puls 176, das geht ja noch. Wir haben etwas Vorsprung. Kurz bevor wir vor Bettingen aus dem Wald rauskommen, geht die Strecke rechts rum. Laura und ich wollen geradeaus, das kommt davon, wenn wir schneller als der Streckenposten unterwegs sind. Luigi und Dominik rufen «rechts!» und wir rechts.

Dann überholen uns Luigi und Dominik. Sch…ade. Und dabei bin ich schon so kaputt. Und bergab bin ich nicht so gut. Und bergauf genau genommen auch nicht. Wo bleiben die flachen Stücke? Egal, ich versuche hinterher zu kommen. Die erste Steigung ist ja schon vorbei. Dann sehen wir Toni. Er ist fairerweise geradeaus gelaufen, auf eine kleine Extrarunde. So gibt er uns eine Chance, die wir aber nicht nutzen. Laura bleibt etwas zurück. Und ich sehe Dominik und Luigi bis zum Beginn der zweiten Steigung nicht weit vor mir. Da muss doch noch was gehen. Puls weiterhin «nur» bei 179. Los.

Na ja, das war wohl nichts. Sofort schwere Beine. Dann höre ich Selina von herankommen. Ich tue mal so, als wäre ich noch fit. Weiterjoggen. Sie rennt vorbei, ich mache eine Gehpause. Und dann noch eine. Oben bin ich so schnell wie eigentlich fast jedes Jahr, und hinter Luigi. Und Selina hat Luigi sogar noch überholt. Wie macht sie das? Dominik schafft Platz 3. Und Manuel schickt per Whatsapp das katastrophale «Torsten ist voll fertig»-Bild.

Ein neues Ziel für nächstes Jahr: entspannt den Berg rauf laufen und in die Kamera lächeln. Zeit egal.

Torsten Linnemann