Wer denkt, die 42.195 Kilometer des Marathons wären eine lange Distanz, der war noch nicht beim 24-Stunden-Lauf in Basel dabei. Und wer nicht gerne Runden läuft, ist hier auch definitiv am falschen Ort, denn der 24-Stunden-Lauf findet auf einem ca. 1100m langem Rundkurs statt. Für die Spitze ergeben das mal locker über 200 Runden! Gestartet wird das Rennen am Samstag Mittag Punkt 12 und genau einen Tag später ist es exakt zur gleichen Uhrzeit vorbei. Und dazwischen wird gelaufen, ob hell oder dunkel, ob trocken oder nass, ob heiss oder kalt.

Es kann losgehen, der Start zum 24-Stunden-Lauf steht kurz bevor
Es kann losgehen, der Start zum 24-Stunden-Lauf steht kurz bevor

Für diese Herausforderung der ganz speziellen Art hatte sich Dani Schwitter in diesem Jahr besonders gut vorbereitet. Ich traf ihn laufend vor ein paar Wochen noch auf dem Weg ins Training und fragte ihn, ob er auch käme. Es ginge nicht, meinte er, er war gerade auf einem 50er unterwegs. Au Backe! Bei Dani müssen die Trainingsrunden anstatt Allschwiler Wald oder Lange Erlen-Runde wohl eher Mulhouser-Schlaufe oder Freiburger-Runde heissen.
Ich mag mich noch gut an vergangenes Jahr erinnern, als ich ihn in der Nacht, es war so gegen 2 Uhr, an der Strecke besuchte. Er lag auf dem Klappbett und war völlig am Ende. Er versuchte damals noch eine Runde, aber er musste enttäuscht aufgeben. Das sollte ihm in diesem Jahr nicht wieder passieren.
In Danis Zelt liegt alles parat
In Danis Zelt liegt alles parat

Als die Uhr am vergangenen Samstag kurz vor Acht am Abend zeigte, hatte ich den Rundkurs erreicht und Dani war noch im Rennen. Ich lief eine Runde mit ihm. Ganz frisch sah er da schon nicht mehr aus, klar, er lief ja auch bereits 8 Stunden und hatte 83 Kilometer in den Beinen, ich will gar nicht wissen, wie ich da aussehen würde. Das Essen schmeckte ihm nicht, er bekam es nicht runter, Salzstangen waren es, die im hohen Bogen in die Büsche flogen. «Verdammt, ich krieg die nicht runter, aber ich muss was essen», liess er mich wissen. Mehr als beeindruckt trat ich wenig später meine letzten 5 KIlometer nach Bottmingen an, also noch ca. 25 Minuten. Dani hatte da noch 16 Stunden vor sich. Wahnsinn.
Im Gesamtklassement lag Schwitti zu der Zeit knapp hinter dem Schweizer Bundi auf Rang 2, der war noch in der gleichen Runde unterwegs. Da sollte sich noch viel ändern. Von zu Hause aus konnte man das Rennen via Livestream verfolgen. Leider war die Verbindung nicht sehr stabil, aber einmal gelang es mir in der Nacht, Dani vorbeilaufen zu sehen, das weiss-blaue LSVB-Shirt war unübersehbar. Er war noch im Rennen.
Schwitti wurde bestens versorgt
Schwitti wurde bestens versorgt

Am Sonntag Morgen unternahmen wir dann mit unserer kurzfristig zusammengerufenen Laufgruppe einen Kurzbesuch an der Strecke des 24-Stunden-Laufs und Dani war noch immer dabei. Er lief nicht mehr, sondern spazierte, aber er kam vorwärts. Unglaubliche 210 Kilometer hatte er schon absolviert und war noch immer Zweiter. Der Führende hatte allerdings gewechselt. In der Nacht war Dani nach Vorne gelaufen, musste dann aber Günter Marhold aus Deutschland vorbeilassen, der den Lauf schliesslich mit 237 Kilometern gewann!
Nach 24 Stunden konnte Schwitti schliesslich die hellblaue Fahne nach 219.08 Kilometern in den Streckenrand stecken! Eine Wahnsinnsleistung! Auf den Drittplatzierten, Maic Segel, hatte er ganze 13 Kilometer Vorsprung. Da kann man nur den allerdicksten Hut ziehen! Gratulation an Dani für dieses unglaubliche Ergebnis!
Fotos: Lucas Suter