Im Organisieren von Wanderungen bin ich erprobt, sogar ausgebildet; also sollte ich auch den Herbstbummel für den LSVB ausrichten können. Aber – da ich in der Vergangenheit selbst nie bei einem Bummel dabei war – habe ich keine Ahnung über die Gepflogenheiten und Erwartungen. Ich frage mich also bei diversen Mitgliedern durch und bekomme viele vage Erinnerungen zu hören. Auch die Berichte von früheren Anlässen, die ich auf der LSVB-Homepage finde, geben nicht viel Aufschluss, was Dauer, Höhenmeter, Startzeit morgens, etc. anbetrifft.

Egal – dann bastle ich dem LSVB meinen Herbstbummel. Schnell weiss ich, was der Höhepunkt sein soll: der Cheisacher. Aber die weiteren Anforderungen machen es nicht einfacher: es soll ein Essen in einem Restaurant geben, ca. 3 – 3 ½ Std Wanderung, für jedermann/ -frau geeignet, im U-Abo-Bereich, an einem Samstag im Oktober. Sonst noch etwas? Ach ja: kann mir bitte jemand ein Restaurant ins Fricktal zaubern, das samstags, über Mittag geöffnet hat?  Irgendwie habe ich doch noch eines gefunden, sodass dann nur noch der Bummel darum herum angepasst werden muss. Die Ausschreibung gelingt dank Andrea perfekt, jedoch schauen nicht mehr aktive Mitglieder nicht so häufig auf die Homepage. Sie werden deshalb von mir direkt eingeladen.

Am Samstag, 29. Oktober wird auf die Probe gestellt, was ich mir überlegt und kurzfristig auch noch getestet habe.

Die erste Überraschung ist, dass am Bahnhof eine Teilnehmerin auftaucht, deren Anmeldung nie bei mir angekommen ist. Ich freue mich umso mehr und bin erleichtert, dass es bei den anderen 15 besser funktioniert hat! Zusammen erobern wir unser reserviertes Abteil und gerade noch rechtzeitig taucht der letzte Teilnehmer auf. In Frick heisst es umsteigen. Es erwartet uns eine schöne und aussichtsvolle Busfahrt über Kaisten, weil der Zug heute nicht bis Laufenburg fährt. Wieder umsteigen und schon sind wir in Sulz. Ich bin froh, dass mich Beat unterstützt, um im Volg den reservierten und vorgekühlten Apérowein abzuholen.

Dann geht es gemütlich durch den Ort, leicht bergauf, Richtung Cheisacher. Im Fricktal unten hängt der Nebel; das gibt eine schöne Stimmung. Bald haben wir den angenehmen Waldweg erreicht und es wird ein wenig gestöhnt, ob die Steigungen nicht flacher sein könnten. Doch mit launigen Gesprächen erreichen wir bald den Aussichtspunkt Rosegarten, mit Überblick über’s Fricktal und in den Schwarzwald. Auch der Chrischonaturm wurde angeblich gesichtet. ‘Oh, noch kein Apéro, nur selbst mitgebrachte Getränke?’ Helen verrät als Trick, dass man ja einfach in der Flasche das Apfelschorle schon durch ein Weinschorle ersetzen könne.

Dann geht es die letzten Meter weiter, zum wunderschön gelegenen Rastplatz bei der Sternwarte Cheisacher. Leider haben sich dort schon einige andere Wanderer niedergelassen, die dort grillen. Egal – wir mischen uns mit unserem Apéro zwischenrein und vertreiben so die anderen sanft. Der Sulzer Rosé- und Weisswein mundet gut und mit den Knabbereien steigt er langsamer in den Kopf. So lässt es sich aushalten. Warum wir nicht auch grillen? Tja, wenn man das Wetter Ende Oktober besser vorhersagen könnte…

Der Wein ist leer, also geht es weiter. Beschwingt folgen wir dem Trail zum Cheisacherturm, welcher aussieht, wie aus Streichhölzern gebaut und sehr filigran wirkt. Niemand lässt es sich nehmen, die vielen Stufen zur Aussichtsplattform hochzusteigen und Anne macht daraus ein Quizz: ‘Wie viele Stufen hat er?’ Wir verraten hier nichts: selbst hingehen – dorthin, wo überall die Gans das Dorf Gansingen symbolisiert.

Nachdem die Rundumsicht ausgiebig genossen und mithilfe der Orientierungstafeln sämtliche Berge, Orte und Türme identifiziert sind, kann das letzte Stückchen Weg unter die Füsse genommen werden. Warum ich dafür 1 ½ Stunden veranschlagt habe? Das ist doch grad dort unten. Ja, wenn man fliegen könnte! ‘Doch, der Wanderweg führt wirklich direkt durch die Wiese’; gut, habe ich das zuvor nochmals erkundet!

Pünktlich, wie berechnet, erreichen wir das Gasthaus Landhus in Gansingen. Die reduzierte Speisekarte ist wirklich ‘mager’, aber trotzdem findet jedermann/ -frau etwas zum Essen und die Dessertkarte lässt nochmals Freude aufkommen. ‘Rentiert es, sich zu beeilen oder erreichen wir den früheren Bus/ Zug nach Hause sowieso nicht mehr?’ Wenn man vorher so klug wäre wie danach! Später wissen wir, dass nicht alle Berechnungen funktionieren.

Vielen Dank an Martin, für die tolle Geste, uns allen die Getränke zu spendieren! Danke.

Und schon verlassen uns einige SeniorInnen, um direkt heimzufahren.

Wir übrigen machen uns auf, nach einem Sightseeing von Gansingens gepflegten Gärten, hoch zum Laubberg. Wow: hier sehen wir das erste Wanderwegzeichen an diesem Tag und schon gibt es Diskussionen: ‘Wandern wir über das Bürerhorn (45 min) oder direkt nach Bürersteig (15 min)?’ Ich entscheide mich für den direkten Weg: Aussicht hatten wir heute schon genug und der Weg über das Bürerhorn ist ziemlich ruppig.

Das führt jedoch zu Diskussionen, ob wir dann nicht doch noch den früheren Bus erreichen, der in 5 min fährt. Wie das gehen soll? Keine Ahnung! Indem wir an der nächsten Kreuzung mit Hartbelag stehen bleiben und dort auf den Bus warten? Nur weil dort ein Schild, wenn auch von einen Helsanatrail, steht? Schlussendlich lassen sich doch alle überzeugen, weiterzugehen. Jedoch muss ich mir alle Mühe geben zu erklären, warum hier kein Bus vorbeikommt und wie es sein kann, dass beide Wege, sowohl der direkte als auch der über das Bürerhorn, zu derselben Haltestelle Bürersteig führen.

Endlich erreichen wir diese und stellen fest, dass wir mit dem Bus nach Brugg, der in ein paar Minuten kommt, ab dort den früheren Zug nach Basel nehmen können.

Allerdings ist der Handyempfang da oben sehr schlecht und wir können keine Zusatzbillette kaufen. Der Busfahrer ist lakonisch: «Seid ihr eine Gruppe?: Einsteigen!». Fertig!

In Brugg kaufen wir das Anschlussbillett zum U-Abo, und finden direkt unser, eigentlich erst ab Frick reserviertes Abteil. Diesmal schön gekennzeichnet, so dass wir – eklig wie wir sind – die anderen Fahrgäste direkt vertreiben. Zum Abschluss offeriert uns Reini noch seinen, die ganze Wanderung mitgetragenen Wein (vielen Dank und bravo!) und ich werde die letzten Knabbereien los. Ja, jetzt kichern und scherzen wir über die Reihen hinweg, wie uns das bei anderen sonst immer nervt.

Egal, ein schöner Tag geht zu Ende und das darf auch mal ungehörig gefeiert werden.

Ganz herzlichen Dank an alle TeilnehmerInnen: es war ein schönes Erlebnis, mit Euch unterwegs zu sein, zu lachen und auszutauschen, über Erlebnisse, Pflanzen, Orte, Geschichten und mehr. Mir hat es viel Spass gemacht. Bis nächstes Jahr.

Hier geht’s zum Fotoalbum.

(Bericht von Ursula Bindert)

3 thoughts on “Herbstbummel zum Cheisacherturm

  1. Auch ich, als gebürtiger Berner, lese den Bericht über den äusserst gelungenen Herbst-bummel zum ersten Mal. Châpeau und herzlichen Glückwunsch, liebe Ursula. Du bist damit als Organisatorin «abonniert».
    Ich wünsche Dir und allen, welche diese Zeilen lesen, einen guten Jahreswechsel mit
    vielen schönen Begegnungen, und ich hoffe, dass dieser sinnlose Krieg bald ein Ende haben wird.
    Reini Mathys

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