Das Interview wurde geführt von Christa Willin (Oktober 2010)
Dani, ich hab mich sehr gefreut, als Du Dich auf meinen Aufruf gemeldet hast. Ich dachte «endlich mal wieder ein alter LSVB-Hase !» Dann schaute ich auf der Homepage nach und fand unter Eintrittsdatum «Januar 2006″…. Ich dachte, das kann doch nicht sein, dass Du nach mir zum Verein gekommen bist ?! Ich denke, Du hast schon davor mit dem Verein trainiert ?
Dani: Ja, das ist richtig. Ich habe eigentlich zwei Karrieren in diesem Verein. Mitte der 90er war ich bereits im «SV Basel» dabei. Ich bin dann ausgetreten, denn da kam noch Familiengründung ‚dazwischen‘, wie auch berufliche Weiterbildung. Und wie gesagt, 2006 trat ich dann ein zweites Mal ein. 2005 schloss ich meine Prüfung zum Fachausweis Treuhänder ab.
Danach hatte ich wieder Zeit. Was nicht heisst, dass ich dazwischen nicht gelaufen bin, aber doch sehr reduziert und nicht ambitioniert. 2006 fand ich dann, jetzt ist’s wieder an der Zeit !! Und da ich den SV Basel von früher kannte, lag es nahe, wieder in denselben Verein zu gehen. Ich kannte zu Beginn wenig Leute , es waren viele neue eingetreten – aber ich bin aufgenommen worden, als ob man mich schon immer gekannt hat. So kam ich wieder dazu – das sind auch schon wieder 4 Jahre her………. Ich fühle mich sehr wohl im Verein. Obwohl ich wenig ins Vereinstraining komme, da ich anders trainiere als unsere Gruppe 1 oder 2-Läufer, die sich ja vorwiegend auf die Marathondistanz vorbereiten.

Da sprichst Du etwas an. Die meisten meiner Interviewpartner bisher habe ich doch schon relativ gut gekannt, weil ich mit einigen in denselben Gruppen gelaufen bin. Von Dir weiss ich sehr wenig, da wir eben wenig Gelegenheit für Gespräche hatten… Du hast bereits das Thema Familiengründung oder berufliche Weiterbildung angesprochen – erzähl doch einfach mal selber, wer Du bist, und auch was Du beruflich machst.
Dani: Mmhh… also ich bin jetzt seit 16 Jahren mit meiner Frau Nicole zusammen. Irgendwann haben wir dann mal geheiratet und am 2.2.2000 kam unsere Tochter Michelle zur Welt, eine ganz liebe, wie der Vater…… ;-)) …
Naja, also die Mutter kann ja auch nicht so böse sein, wenn Du schon seit 16 Jahren mit ihr zusammen bist…
Dani: Nein, natürlich nicht ! ;-)) Sie ist vor allem auch tolerant meinem Laufsport gegenüber. Das Gute ist hier vielleicht, sie hat mich bereits als Läufer kennen gelernt. Nur hätte sie damals vielleicht nie gedacht, dass ich heute immer noch laufen würde – dass ich das so durchziehen würde. Denn kennen gelernt haben wir uns in einer Guggenmusik. Das war eine sehr spezielle Zeit, und das Laufen war noch nicht an erster Stelle, sondern da war das Gesellschaftliche wichtig, zusammen ein Bier trinken und es lustig haben. Das Laufen war mehr da, um das alles wieder herauszuschwitzen….. ;-)) Meine Frau managt den Haushalt; sie ist nicht Läuferin, macht zwar sonst Sport, aber mit mir Laufen würde sie nicht kommen… die Tochter macht auch Sport, sie betreibt Leichtathletik. Dort ist sie aber stärker in den Sprintdistanzen. Mit Langstreckenläufen ist nichts, vielleicht mal 1000 m, aber das ist für sie bereits, was für mich der 100er (km natürlich……) ist. Beruflich arbeite ich seit über 10 Jahren bei der Steuerverwaltung Basel-Stadt, jetzt als Steuerrevisor. Da verfolge ich hauptsächlich Nachsteuer- und Strafsteuerverfahren. Auch Steuerbetrugsfälle sind immer ein Thema. Unter anderem bin ich zuständig, diesen Dingen nachzugehen, also vor allem die ganzen Verfahren einzuleiten und durchzuziehen.
Das heisst, Du leitest die Fälle dann an die Justiz weiter ?
Dani: Nein, meist läuft es umgekehrt, ich bekomme die Sachen von der Justiz. Die stellen zum Beispiel fest, etwa im Rahmen einer Hausdurchsuchung, dass eine Urkundenfälschung vorliegt, und melden das dann der Steuerverwaltung, der Mehrwertsteuerverwaltung und so weiter. Wir schauen das an und handeln dann dementsprechend. Meistens ist der erste Schritt, dass wir ein Nachsteuerverfahren einleiten und dann schauen, was kommt – ob überhaupt was kommt oder ob wir vom Schreibtisch aus alles selber in die Wege leiten müssen. Es ist eine sehr interessante Aufgabe, aber natürlich nicht einfach. Denn jemand, der Steuern betrügt, legt natürlich in der Regel die Karten nicht offen auf den Tisch. Und ich bin nicht die Justiz, sondern der, der die Zahlen «zurechtbiegt», um dann eine Nachtsteuer erheben zu können. Da kann es sich schon um 6- oder 7-stellige Zahlen handeln, je nachdem, wie viel eben hinterzogen oder betrogen worden ist.
Also das sind dann die Bussen ?
Dani: Auch, aber da wird unterschieden zwischen der Nachsteuer – das ist der Betrag, der auch hätte bezahlt werden müssen, wäre alles richtig angegeben worden. Dazu kommt die Busse, und die kann, je nach Härte, bis zu 300% des eigentlichen Steuerbetrags erreichen. Wie gesagt, der Beruf ist spannend, aber um das machen zu können, braucht es eine Fachausbildung. Da ich ein Mensch bin, der immer etwas weiterkommen und nicht stehen bleiben will, mehr wissen will, habe ich eben berufsbegleitend noch diesen Fachausweis zum Treuhänder gemacht. Davor hatte ich eine normale KV-Ausbildung und habe Steuerveranlagungen vorgenommen, d.h. Steuererklärungen geprüft und letztlich die Rechnung ausgelöst. Da ich aber eine etwas interessantere Aufgabe und grössere Herausforderung gesucht hatte, brauchte es eben eine Weiterbildung. Mit etwa 33 habe ich das angefangen. Da war Michelle bereits auf der Welt. Das war keine ganz einfache Zeit, aber als Sportler kam mir meine Ausdauer zum Glück auch in dieser Hinsicht zugute. Da ist es im Geschäfts- und Berufsleben wie im Sport: Wer die Ausdauer und Disziplin mitbringt und dahinter geht, dem geht’s einfach besser ! Als ich die Weiterbildung beendet habe, erhielt ich auch bald eine noch anspruchsvollere Stellung und habe Steuerveranlagungen von Selbständigerwerbenden vorgenommen, d.h. Buchhaltungen geprüft etc.. Vor ca. 1.5 Jahren kam es dann zur Beförderung zum Steuerrevisor. Ich denke, das wird auch noch nicht die Endstation sein, denn ich brauche immer mal wieder neue Herausforderungen. Aber im Moment ist es sehr gut so.
Siehst Du eine weiter Aus- /Weiterbildung vor?
Dani: Nein, damit ist voraussichtlich Schluss. Ich schliesse es nicht kategorisch aus, aber irgendwann hat man davon genug. Und es ist sicher zurzeit nicht das Thema ! Das Thema momentan ist der Sport !
Du gibst das Stichwort !! ;-)) Läuferisch bist Du mir vorwiegend als Waffenläufer bekannt. Was macht die Faszination aus ? Was macht es aus, im schweren Kämpfer, mit schweren Schuhen, mit schwerem Gepäck und Gewehr auf dem Buckel km zu absolvieren ? Für mich ist allein die Vorstellung schon eine Höllenqual, für mich wär’s eine Strafe…
Dani: Ja, was macht’s aus ?! Da muss ich weit zurück gehen, etwa 30 Jahre. Als 11jähriger Bub sah ich am Fernsehen einen Waffenlauf – damals war das in der Sportschau noch ein grosses Thema. Ich war völlig fasziniert. Mich faszinierten diese bärtigen Männer in ihren Militäruniformen – ich spreche da natürlich vor allem Albrecht Moser an. Aber auch die Massen, die da mitgemacht haben, waren faszinierend. Aber mit 10, 11 Jahren war das natürlich sonst noch kein Thema. Aber mit 21 habe ich dann meinen ersten Waffenlauf gemacht, nach meiner RS. Und mein Traum war’s natürlich immer, mal in Frauenfeld auf dem Podest zu stehen. Irgendwie, irgendwann wollte ich das mal schaffen. Sonst bin ich allerdings kein eigentlicher Militärfan. Ich bin zwar Infanteriegrenadier, aber weitermachen wollte ich nicht, die RS hat mir genügt. Aber der Grenadier ist halt die Wildsau, der um die Häuser segglet, Flammenwerfer und Handgranaten schiesst und so weiter – und zu dieser Zeit hab ich das noch toll gefunden. Und eben, als ich mit 20 die RS begann, hatte ich einen Kämpfer zuhause, einen Rucksack und ein Gewehr – und ich hab mich zurück erinnert an die Fernsehzeiten mit Albrecht Moser… Nun fehlte zum Waffenlauf ja nichts mehr, und ich wollte es probieren. Ich begann gleich mit dem längsten, wenn schon denn schon, dem Frauenfelder, der über die Marathondistanz geht – und es hat mich nicht mehr losgelassen. Ich absolvierte einige Waffenläufe zu dieser Zeit. Aber dann hörte ich eben wieder auf. Als ich dann meine «zweite Karriere» 2006 startete, dachte ich, es gibt ja noch Waffenläufe und ich hab noch immer eine Rechnung offen mit dem Frauenfelder – und solange es den noch gibt, muss ich’s probieren. Und siehe da: mittlerweile stand ich 2x auf dem Podest, nicht ganz zuoberst, aber einmal mit Silber und einmal mit Bronze. 2008 habe ich dann noch die Meisterschaft in der Kategorie M30 gewonnen. Daraufhin dachte ich, mehr kann ich eigentlich nicht erreichen. So schloss ich mit dem Thema Waffenlauf ab.
Wir sind nahezu gleich alt, und ich weiss noch gut, als ich 20 war – alles was mit Militär zu tun hatte, war ziemlich verschrien zu dieser Zeit. jerky-house.de Bist Du von Deinen Kollegen nie schräg angeschaut worden – nach dem Motto «muss es denn gerade das sein»?
Dani: Bestimmt bin ich vom einen oder anderen schräg angeschaut worden. Doch das hat mich nie gestört. Ich werde sowieso schräg angeschaut mit dem was ich mache – 24-Stundenläufe, 100 km-Läufe, etc. Das ist alles «nicht normal» für die meisten – und für mich ist es halt wie Zähne putzen vor dem zu Bett gehen, mittlerweilen. Klar hatte ich immer den Übernamen als Waffenläufer, und den einen oder anderen schrägen Blick – aber wenn die Kollegen merkten, das ist ja einer wie du und ich, war das jeweils kein Thema mehr. Und wenn sie das «Päckli» mal in die Hand genommen und das Gewicht gespürt haben, merkten sie schnell, dass das nicht einfach so ein bisschen Militärshow, sondern eigentlich eine harte Disziplin ist. Ich brauche einfach etwas, was nicht alle machen; bin nicht der, der Stadtläufe macht oder ähnliches. Deshalb eben die Waffenläufe oder 100er etc., einfach etwas speziellere Dinge.
Somit erübrigt sich meine Frage, ob Du auch andere Läufe als die mit Gepäck auf dem Rücken machst…. Gibt es für Dich einen Lieblingslauf ? Ausser dem Frauenfelder natürlich…
Dani: Ja das ist sicher Biel. Das ist immer sehr speziell. Ich bin ihn schon 8x gelaufen. Das Faszinierende ist daran, dass immer sehr viel Leute an der Strecke sind, und das mitten in der Nacht ! Ich finde es gewaltig, dass Leute morgens um 2h immer noch am Strassenrand stehen und dir applaudieren; das stellt natürlich auch auf. Und mitten in der Nacht rennen, das mache ich sonst wenig bis gar nicht. Man lernt also den Körper auch von der Seite kennen, wie er reagiert, wenn er normalerweise schläft und jetzt am Rennen ist – zu schauen, wie macht er das, kann er das überhaupt, wie weit kann er das……….. das ist schon eine Faszination. Und die Stimmung ist allgemein immer toll. Ich würde den jedem empfehlen !!
Wie bereitet man sich eigentlich auf eine Waffenlauf vor ? Du hast schon angesprochen, dass Du anders trainierst als im Vereinstraining üblich. Hast Du mit Zusatzgewichten und schweren Schuhen Deine Trainingsläufe absolviert ?
Dani: Nein, gar nicht. Das mit den Militärschuhen ist sowieso nicht mehr Pflicht, man hat heute absolut freie Schuhwahl und darf Laufschuhe tragen. Auch sonst habe ich nicht in dem Sinne speziell auf Waffenlauf trainiert. Ab und zu habe ich Hanteln mitgenommen und bin mit diesen gelaufen. Das aber nicht wegen der Waffenläufe, sondern um beim Laufen auch noch etwas für den Oberkörper zu machen, das geht dann im gleichen zu. Mit dem «anders trainieren» habe ich vor allem die Langdistanzen angesprochen. Im Verein ist das Training, gerade in den Gruppen 1 und 2, vor allem auf die Marathondistanz ausgelegt. Trotzdem komme ich etwa alle 2 Wochen ins Training. Nur laufe ich dann bereits von Zuhause aus dorthin und am Schluss auch wieder zurück, um auf meine km zu kommen. Dann kann ich gut dazwischen auch mal so etwas wie Tempoläufe machen. Denn auch für einen langen Lauf ist es wichtig, die Grundgeschwindigkeit zu haben. Oder kürzlich war es auch sehr gut, da bin ich in der Gruppe 3 mitgelaufen, die in einem für mich ziemlich langsamem Schnitt gelaufen ist. Auch das hat mir viel gebracht. Denn so kann ich mich an das langsame Laufen gewöhnen – ich hab sonst eher ein schnelles Grundtempo. Aber mein Problem war schon öfters, dass ich gerade ein sehr langes Rennen zu schnell angegangen und dann eingebrochen bin. Wenn ich mich nun in einer Gruppe mit Grundtempo 5 ½, 6 Min./km anhänge, so kann ich dieses langsame Tempo optimal trainieren.
Der LSVB war ja früher – damals noch «Wehrsport Basel» – auf Waffenläufe ausgerichtet. Bist Du auch darüber zum LSVB gekommen oder hat das eine mit dem andern nichts zu tun?
Dani: Nein, gar nicht. Als ich Mitte der 90er-Jahre beitrat, war ich Marathonläufer. Vielleicht habe ich ab und zu noch einen Waffenlauf bestritten. Aber die Waffenläufe waren eigentlich vor meiner LSVB-Zeit und bei meinem Vereinsbeitritt kein Thema mehr.
Und wie kamst Du zum Verein ?
Dani: Eigentlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich hatte Paul Wüthrich kennen gelernt, der leider in der Zwischenzeit verstorben ist. Nach einem 100er kam er auf mich zu, nachdem ich ihm 1 oder 2 Minuten abgenommen hatte und er so auf mich aufmerksam wurde. Er sprach mich an, ich solle doch mit in den Verein kommen, da seien alles so Spinner wie er und ich… So rutschte ich denn in den – damals noch – SV Basel hinein. Aber die Zeit damals kann man nicht vergleichen mit heute. Zu dieser Zeit ist man einfach «gsegglet»; es gab keine grossen Konzepte und Trainingspläne. Man hat einfach gebolzt. Das hat mir gut gefallen. Es gab einige sehr gute Marathon- und sehr gute Waffenläufer, von denen habe ich sehr profitieren können.
Ja, von diesen Zeiten habe ich schon manches gehört….. ich mache einen Sprung vom Waffenlauf bzw. Militär zu einem ganz andern Regiment, eines das Du führst, eine sehr spezielle Kompanie…. Mindestens während 3 Tagen im Jahr….
Dani: Richtig, ja ;-)) ! Also, eigentlich bin ich ja Fasnächtler. Aber zurzeit bin ich «aktiver Passiv-Fasnächtler». Ich mache zurzeit keine Fasnacht….
…auch nicht als Major ?
Dani: Auch nicht als Major ! Also gar nicht mehr. Denn zurzeit ist der Sport für mich so wichtig, dass ich keine Zeit habe für anderes. Deswegen musste ich etwas abgeben, und das naheliegendste war, die Fasnacht abzugeben. Aber ich habe es nicht gerne gemacht. Dieses Jahr war das erste, in dem ich nicht mehr aktiv war. Es ging – wie es geht, wenn man mal nicht mehr laufen kann aus irgendwelchen Gründen – aber es fehlt mir etwas, das ist ganz klar !
Bei wem warst Du denn Major ?
Dani: Bei den «Wiehlmys». Das ist ein grösserer Stammverein, und da war ich in den letzten Jahren Tambourmajor. Davor habe ich auch selber lange getrommelt.
Mich erstaunt etwas, dass Du keine Zeit dafür hattest, weil ich mir vorgestellt habe, als Major ist der Aufwand nicht so riesig wie im Spiel. Bist Du denn auch bei jeder Probe mit dabei?
Dani: Schon, aber wenn ich in einem Verein dabei bin, dann möchte ich auch unter dem Jahr dabei sein. So bin ich jeweils an die Hocks gegangen und auch immer mal wieder in eine Trommeloder Pfeiferstunde. Ich war auch bei jedem Auftritt dabei. Soviele waren das zwar nicht, dass ich deswegen ausgetreten wäre. Aber gerade um die Fasnachtszeit war schon sehr viel los. Jedes zweite Jahr die Teilnahme im «Drummeli», das war sehr viel Aufwand für die Vorbereitungen, dann eine ganze Woche Vorführungen, dann die Fasnacht und Vor- Fasnacht – das hat mir jeweils den Januar und Februar fürs Training weggenommen. Und das war oft genau eine wichtige Vorbereitungszeit für sportliche Ziele, die mir dann gefehlt hat. Und nach so einem Auftritt konnte ich halt jeweils nicht gleich heimgehen. Ich bin jemand, der dann gerne hocken bleibt und mit den anderen noch zwei, drei Bier trinkt, es auskosten und lustig haben will… nur, dieses «lustig haben» wirkt sich halt sportlich nicht unbedingt positiv aus… Deswegen habe ich vorerst die Konsequenzen gezogen und dieses Amt aufgegeben. Sollte ich mal wegen Verletzungen oder aus andern Gründen den Sport nicht mehr so ausüben können, bin ich sofort wieder dabei! Mit einem Fuss bin ich immer drin ! Es war ja nicht so, dass sie mich rausgeschmissen hätten weil ich zu schnell gelaufen bin…… ;-))
Nun, ich denke somit hat sich meine nächste Frage erübrigt… ich hab mir gedacht, Du hast das Laufen, und ein bisschen Fasnacht – da bleibt sicher auch genug Zeit für andere Hobbys, aber das klingt nun doch anders. Dennoch: gibt es noch andere Steckenpferde, denen Du regelmässig nachgehst ?
Dani: Also was ich natürlich habe, sind Haus und Garten – das darf man nicht unterschätzen. Damit die Sachen wachsen, das Schneiden der Bäume und Sträucher, das braucht doch auch einen gewissen Zeitaufwand. Sicher nicht täglich – aber wenn ich mal dran bin, dann doch meistens für ein paar Stunden. Das ist schon auch ein Hobby und das kann ich auch geniessen! Da kannst Du ein kühles Blondes hinstellen, da ein bisschen Rasen mähen, ein bisschen schneiden, dann mal den Grill anschmeissen – in der Regel ist ja dann auch die Familie da, ich mach nicht alles alleine. Ja und natürlich die Familie selber – mal einen Ausflug machen oder sonst etwas zusammen unternehmen, das ist natürlich auch wichtig ! Ich trainiere halt auch viele km am Wochenende, gerade jetzt – ich bereite mich wieder auf einen 24h-Lauf vor, der Ende September stattfindet. Und da möchte ich mich für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Dafür sind etwa 230km innert dieser 24h gefordert. Im Training komme ich jetzt bis auf über 200km pro Woche – da bleibt wirklich nicht mehr viel Zeit für anderes. In letzter Zeit interessiere ich mich – halt auch im Zusammenhang mit dem Laufen – für mentales Training. Denn es ist gerade in solchen grossen Läufen enorm wichtig, dass man weiss, wie man abschalte kann, negative Gedanken verdrängt und alles beiseite schiebt, was hinderlich sein könnte. Da lese ich zurzeit Fachbücher, mittels denen ich mir ein Konzept erarbeiten kann. Ich bin nicht der Typ, der Kerzchen anzündet und Entspannungsmusik laufen lässt oder so….
…nach dem Motto «Du fühlt dich guuuuuuuuuuut»…
Dani: Oh Gott – nein, das kann ich nicht. Aber man kann für sich selber eine Strategie entwickeln, die für einen stimmt, und so kann man sehr viel erreichen. Sonst Hobbys…. …es gibt da nichts, das ich zu verpassen meine. Für mich ist das Laufen so etwas Tolles und Wichtiges, dass mir das reicht. Ich wende schon so 10-15 Stunden in der Woche fürs Laufen auf; ein Training kann schon mal 80km betragen – da ist man froh, wenn man nicht nebendran noch ein zeitaufwändiges Hobby hat. Denn es braucht ganz klar auch die Erholungszeit. Die ist genau so wichtig. Vielleicht gehe ich mal ins Kino oder sowas – einfach etwas, das nicht anstrengend ist.
Angenommen, aus irgendwelchen Gründen – verletzungsbedingt oder so – wäre das Laufen nicht mehr möglich für Dich. Gäbe es dann, neben der Fasnacht natürlich, etwas womit Du Dich beschäftigen wolltest ?
Dani: Also ich glaube – aber ich will da nichts verschreien 😉 – dass ich, wenn es wirklich nicht mehr ginge, ‚gut‘ ohne das Laufen sein könnte. Sicher müsste ich mich bewegen – ich habe noch ein Rennrad, ein Bike, Skikes und Rollerblades – etwas Sportliches müsste es schon sein. Und was mich sehr reizen würde, wäre eine Trainerausbildung zu machen, nicht nur für Läufer, sondern allgemein für Leichtathletik. Es würde mir gefallen, Erfahrungen weitergeben zu können, und auch selber etwas Neues zu lernen. Es wäre auch toll, einen Sportler zu coachen. Das kann auch ein Freizeitsportler sein – das kann auch bei uns im Verein sein…..
…ich melde mich gleich an… ;-))
Dani: Ja, das kennen wir so im Verein noch nicht. Rainer bietet ganz tolle Trainingsprogramme und Trainingspläne an, das ist super. Und während der ganzen Vorbereitungsphase hat man immer wieder Gelegenheit, Tipps einzuholen und zu fragen…. …aber am Tag X stehst du dann doch ganz alleine da und bist auf dich selber gestellt. Und viele versagen genau dann. Da gehöre ich zum Teil selbst dazu und ist mir schon einige Male passiert: die Vorbereitung lief super, und am Tag selber wird plötzlich der Schalter gekippt und ich denke, für was machst du das eigentlich, und am liebsten würde ich die Sache abbrechen und laufe dann völlig ohne Motivation….. deswegen bin ich jetzt auch am Mentaltraining – denn das kann man einfach nicht machen, für einen Lauf 2-3000km trainieren und dann am Tag selber funktioniert es im Kopf nicht. wie man es sich vorgestellt hat und dann läuft die Sache schief. Das hatte ich so im letzten 24-Stunden- Lauf und das will ich so nicht mehr.
Und was passiert dann, wenn Du da merkst in einem Lauf, dass es nicht läuft ? Brichst Du dann ab oder läufst Du fertig und denkst, «ich bring’s einfach hinter mich»..?
Dani: Mein Gedanke ist dann schon «so, fertig, aufhören und heimgehen !» Aber zum Glück stehen immer wieder Betreuer an der Strecke, die mich auch kennen, oder die eigenen Betreuer, die sagen «das kannst du nicht machen, dafür sind wir extra hergekommen!», und die mich wieder zu motivieren versuchen – und alleine das bringt schon sehr viel. Und darum: die Betreuer sind extrem wichtig, gerade bei einem langen Lauf, ab Marathonstrecke aufwärts. Und ein 24h-Lauf ist einfach unheimlich lange und ohne Betreuung ist das schlicht unmöglich. Deswegen bin ich auch unheimlich dankbar, dass mich hier meine Familie unterstützt, meine Eltern und auch Nicole und meine Tochter. Meistens ist das ein veritabler Familienausflug, wenn wir zu so einem Stundenlauf gehen, wir haben auch immer unser Zelt dabei….. ..ja, andere gehen campieren am See, und wir machen das eben in diesem Rahmen…
Und wo ist dieser Stundenlauf im September ? Basel ist ja jeweils im Mai ?
Dani: Ja, das ist richtig, den bin ich dieses Jahr zum ersten Mal gelaufen. Im September wird er in Brugg sein. Dort findet er zum dritten Mal statt und nächstes Jahr wird eben da auch die Weltmeisterschaft sein. Das wäre toll, denn da hätte ich auch ein klares Ziel. In der Schweiz ist die Dichte an sehr guten 24h-Läufern nicht so sehr gross, und wenn ich die 230km schaffe, dann bin ich voraussichtlich dabei. Sollte ich es nicht schaffen, werde ich mir überlegen müssen, ob es sinnvoll ist, weiter diese Disziplin zu trainieren. Ich habe dieses Jahr erst damit begonnen, und natürlich muss ich mir auch ein wenig Zeit geben. Aber eben, ich möchte wieder gleich sofort alles recht machen und gut sein – ich bin jemand, der sich selbst schon ziemlich unter Druck setzt. Und ich bin dann auch sehr enttäuscht, wenn es nicht wie geplant klappt. Aber es geht dann auch schnell wieder aufwärts und ich studiere nicht zu lange daran herum. Es ist ein Hobby, und als das soll es in erster Linie Freude und Spass machen. Klar, die Wettkämpfe sind hart, und ich bin dann auch hart zu mir selbst und will das Beste rausholen, wenn ich schon so viel und intensiv darauf trainiert habe… Ich denke, das wird jetzt noch so 2- 3 Jahre so gehen, und dann werde ich weiterschauen müssen, was ich machen will: ob ich zurück will auf kürzere Distanzen, oder ob ich auf noch längere Distanzen gehen will…
…was meinst Du mit «noch längere Distanzen» – so in Richtung Martin Wagen mit Mehretappenläufen ?
Dani: Nein, ich kann mir nicht vorstellen, wochenlang täglich 50, 60 oder mehr km zu rennen. Bei mir muss es an einem Stück sein. Für mich ist das Laufen so etwas Tolles und Wichtiges, dass mir das reicht.
Gibt es das ?!
Dani: Ja, aber nur im Ausland. Frankreich bietet welche an und Deutschland, die mir bekannt sind – wahrscheinlich auch andere Länder – das wäre sicher mal noch eine Herausforderung. Aber das ist noch nicht spruchreif. Zuerst will ich jetzt im 24h-Lauf so gegen 240km erreichen, und sollte ich das schaffen, dann geht es dann so gegen die 300km-Grenze und weiter dem 48- Stundenlauf zu, aber eben am Stück und nicht in Etappen. Eins nach dem anderen. Ich will nicht schon ans Übernächste denken.
Am Telefon hast Du angedeutet, Du freust Dich im Interview auch andere Seiten von dir präsentieren zu können. Einiges haben wir ja bereits erfahren – gibt es vielleicht noch anderes, das Dir diesbezüglich auch wichtig ist mitzuteilen?
Dani: Mit «andere Seiten» habe ich eigentlich vor allem gemeint, zu zeigen, dass auch ein Extremsportler, wie ich einer bin, ein ganz normaler Mensch «wie du und ich» ist. Manchmal brennt halt eine Sicherung durch, und dann muss man sowas machen. Aber ich bin auch normal im Alltag drin, arbeite 100%, habe Familie – und wie ich meine, führe ein ganz normales Familienleben – und bin nicht etwas Spezielles nur weil ich so etwas mache. Ich gehe auch jedes Jahr ganz normal in die Ferien, mache dann Strandferien und liege den ganzen Tag rum, gehe dann vielleicht ab und zu gemütlich eine Runde joggen – und auch das nur, damit das Bier nicht ansetzt…. ;-))
Auch wenn Du nicht so häufig im Vereinstraining bist, Du bist dem LSVB treu… was überzeugt Dich am LSVB, was gefällt Dir besonders – und wo siehst Du Optimierungspotential ?
Dani: Was mich im Verein hält, das ist der Erfahrungsaustausch unter den Läufern. Sei es zum Laufen selbst, oder aber zur Ernährung, zum mentalen Bereich – da hast du die Leute beieinander. Sonst müsste man recherchieren, Fachliteratur kaufen…. In einer Gruppe mit Läufern, die alle etwa auf gleichem Niveau laufen, weisst Du, auch die haben ihre Sörgeli und Schwierigkeiten, und da kann man fragen gehen. Diesen Austausch finde ich sehr wichtig, daran kannst du wachsen. Wenn man nur für sich selbst etwas «brösmelet», dann kommt man nicht weiter. Und auch wenn ich selbst jetzt nicht Marathon laufe, habe ich schon von manchem Marathonläufer profitiert. Aber sonst – wenn man wie ich nur jede 2. Woche einmal am Training teilnimmt, dann darf man nichts bemängeln – das fände ich fehl am Platz ! Ich denke, der Verein ist auf gutem Wege. Man bietet verschiedene Stärkegruppen an, spezielle Marathonvorbereitung, das finde ich sehr gut. Schlecht finde ich nichts. Wenn ich etwas wirklich Schlechtes finden würde, wäre ich nicht mehr dabei. Ein Thema war immer mal wieder die Unterstützung der Leistungssportler. Ich denke, das wäre schon gerechtfertigt, denn sie tragen den Namen LSVB gegen aussen. Gewinne ich in Deutschland einen Lauf, steht LSV Basel zuoberst auf der Rangliste. Dem muss man schon auch Beachtung schenken. Ein NoName-Verein wird nicht wahrgenommen. Auf alle Fälle haben wir schon einen guten Namen durch den Stadtlauf, den Birslauf und jetzt auch den Marathon, den wir organisieren. Ich würde es vielleicht begrüssen, wenn man noch mehr Gruppe 1 und 2-Läufer ansprechen könnte. Aber das liegt auch ein wenig bei jedem einzelnen Mitglied, andere anzusprechen und zu sagen, komm doch mal mit in den Verein, und auch auf die Spezialangebote wie die Spezialtrainings hinzuweisen.
Ich hoffe, alle die das lesen, nehmen es sich zu Herzen…. Wir nähern uns dem Ende und ich stelle eine meiner Lieblingsfragen: gibt es ein Leitmotiv für Dein Leben ?
Dani: Ja, ganz einfach: «Just do it !!» Wenn du etwas tun willst, dann tu es, ganz einfach !! Bei mir ist das so, wenn ich überzeugt bin von etwas und das machen will, dann tue ich es auch. Das ist mein klares Lebensmotto – Just do it !
Vielen Dank für das tolle Gepräch, Dani !

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