Wie kamst Du zum Laufen und zum LSVB?
Jean Jacques: Zum Laufsport kam ich als Jugendlicher. Zwar hätte ich gerne Fussball gespielt, was mir jedoch meine Eltern nicht erlaubten. Folglich habe ich mich dem Langlaufsport gewidmet. Das ist naheliegend, da ich in den Bergen aufgewachsen bin. Ich nahm auch an ein paar Langlaufrennen teil. Über das Langlaufen kam ich anschliessend zum OL. Das betrieb ich jahrelang als Hauptsportart. Neben dem OL hatte ich auch mit Leichtathletik begonnen: da war ich etwa 18 Jahre alt. Als ich dann mit 22 Jahren mein erstes Geschäft eröffnete, merkte ich, dass ich mich beim Laufen nicht so konzentrieren kann. Bei den Läufen durch den Wald war ich gedanklich oft im Geschäft, deshalb versuchte ich mehr auf der Strasse zu laufen. Später wollte ich längere Distanzen laufen, dadurch kam ich zum LSVB. Nach einer Pause aus geschäftlichen Gründen, hatte ich wieder Lust mehr zu trainieren. Das 2. Geschäft eröffnete ich 1987. Ich hatte genügend Mitarbeiter und wieder mehr Freizeit, die ich für Trainings nutzte. 1988 und 1989 waren meine sportlichen Spitzenjahre.
Hast Du in dieser Zeit Deine sportlichen Höhepunkte erreicht?
Jean Jacques: Ja, das kann man sagen. Meine Marathonbestzeit lief ich 1988 in Berlin: 2.36:03. Sportliche Höhepunkte erlebte ich aber auch als Junior beim OL.
An was erinnerst Du Dich dabei? Was kommt Dir in den Sinn?
Jean Jacques: Ich war 3. bei den Berner Nachwuchsmeisterschaften. Einmal war ich Erster im D-Länderkampf. Mit dem bernischen Nachwuchskader durfte ich auch in Frankreich oder der Tschechei laufen, obwohl ich nicht zum Kader gehörte. Bei nationalen Wettkämpfen war immer ziemlich vorne dabei, von den Schweizern war ich 15.. Nur auf dem Podest war ich nie, es reichte mir nie ganz nach vorne. Mit meinem Beruf als Gärtner war es schwierig am Samstag frei zu bekommen. Es stellte sich auch die Problematik der Saisons: Frühjahr und Herbst war die Saisonzeit und gleichzeitig sollte man OL machen. Die Eltern unterstützen den Sport überhaupt nicht.
Das war vielleicht auch noch eine Generation die dem Sport nicht so grosse Bedeutung beimass?
Sie waren der Ansicht, dass ich arbeiten soll. Ausserdem durfte man am Sonntag keinen Sport betreiben. Ich wollte immer Sport machen und war sehr ehrgeizig. Meinen Schulweg von 5.5Kilometer absolvierte ich viermal täglich. So war es nicht verwunderlich, dass ich bei Sporttagen immer der Beste war. Mit fünfzehneinhalb Jahren lief ich einen 16km Lauf unter einer Stunde. Im selben Alter verliess ich mein Elternhaus in der Ostschweiz. Ich wohnte in Bern, wo ich mit den Älteren zusammen trainierte. Erst nach einem halben Jahr kehrte ich wieder zurück. Zu meiner Familie pflege ich heute einen sehr guten Kontakt.
Worin besteht für Dich der Reiz des Laufens?
Jean Jacques: Also, ich bin sehr gerne in der Natur. Das hängt natürlich auch mit dem Beruf zusammen. Beim Laufen kann ich abschalten. Kleine Aggressionen die sich möglicherweise angestaut haben lösen sich beim Laufen auf. Als ich das zweite Geschäft eröffnete, dachte ich für einen Moment, dass ich mit Sport/Laufen aufhöre. Meine Frau steckte mich nach vier Wochen wieder in die Laufschuhe, sie sagte, dass ich nervös werde.
Was ist Deine Motivation?
Jean Jacques: Motivation ist für mich Freude an der Bewegung. Es ist kein Muss, ich gehe nicht ins Training wegen einem geplanten Wettkampf – schon auch – aber ich brauche den Wettkampf nicht mehr so.
Aber Du hast schon eine gewisse Trainingsgestaltung? Oder trainierst Du mehr nach Lust und Laune?
Jean Jacques: Seit vier Jahren hat mich meine alte Liebe wieder eingeholt und ich spiele regelmässig Fussball bei den Senioren. Zwar spiele ich schon seit zwanzig Jahren einmal pro Woche mit den Kollegen. Zuvor war ich profimässig Trainer bei den Juniorinnen. Ich war nicht nur Trainer, sondern nahm auch selber aktiv am Training teil. So musste ich mindestens dasselbe Niveau haben, besser noch etwas mehr, um sie anzuspornen. Leider habe ich jetzt Probleme mit der Achillessehne. Vor 12Jahren riss ich die Achillessehne, dieser Unfall wurde nicht operiert, seither habe ich immer Probleme. Momentan laufen Abklärungen, ob eine Operation notwendig und sinnvoll wäre. Fussball ist auch nicht der ideale Sport, egal ob mit anderen Schuhen oder mit Einlagen. Oft ersetze ich das Lauftraining durch Velofahren. Wenn ich laufe, ist es nicht das Tempo, sondern die Distanz, die mir zu schaffen macht. Mittlerweilen ist es schon kultmässig, dass ich in Mallorca die letzten drei Kilometer per Autostopp zurücklege.
Trainierst Du mehr gefühlsmässig?
Jean Jacques: Ich habe ein gewisses Konzept, und ich meine zu wissen wie ich trainieren soll. Mit den Juniorinnen – und auch schon vorher – habe ich so viele Jahres- und Trainingspläne studiert, dass es irgendwie gespeichert bleibt. Es ist sinnvoll nach einem Jahresplan zu trainieren, bei welchem man Schwerpunkte festlegt und dann individuell, unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, die Trainings gestaltet. Ich mache Sport, damit ich alles essen kann. Ich möchte nicht weil ich Sport mache auf die Hälfte der Dinge, die mir Spass machen, verzichten. Das unterscheidet mich vielleicht zu anderen Läufern, welche eine andere Philosophie haben.
Du sagtest bereits, dass Du den Wettkampf nicht mehr brauchst. Hast Du dennoch Ziele?
Jean Jacques: Falls ich einen Marathon laufe, möchte ich eine Endzeit unter 3h haben. Ohne diese Zielsetzung würde ich gar nicht beginnen, dazu bin ich doch etwas zu ehrgeizig. Für die nahe Zukunft habe ich ein „Plausch-Ziel“: nächstes Jahr gibt es am Stadtlauf eine Kategorie ab 45. Ich könnte mir vorstellen nächstes Jahr möglicherweise einen guten Stadtlauf zu laufen.
Was heisst das konkret?
Jean Jacques: Eigentlich habe ich kein bestimmtes Ziel, wie zum Beispiel unter die ersten zehn oder die ersten fünf zu kommen; sonst setzt man sich unter Druck.
Du hast auch Bahntrainings organisiert. Wie wurde das bei den Läufern und Läuferinnen angenommen?
Jean Jacques: Da müsste man die LSVBler befragen, wie das Bahntraining angekommen ist. Es nahmen zwischen fünf und neun Leute teil. Ich hatte den Eindruck, dass in unserem Verein zuwenig Qualität trainiert wird. Also wollte ich etwas einbringen, von dem ich meine eine gewisse Ahnung zu haben. Der Verein ist etwas überaltert – wie andere Vereine auch – deshalb sollte man den Jüngeren etwas Zusätzliche anbieten können, zusätzlich zu Marathon- und Langstreckentrainings. Aber das Angebot gilt nicht nur für die Jüngeren, sondern es ist für alle eine Alternative zum üblichen Training. Es ist interessant den Laufstil zu beobachten: kleine Fehler kann man korrigieren, oder Tipps geben. Dazu eignet sich die Bahn seht gut. Schwerpunkt für Bahntraining ist Frühjahr und Herbst.
Nun eine Frage zum Verein: Was gefällt Dir, was weniger?
Jean Jacques: Mit den neuen Leuten kam ein neuer Wind in den Verein, das finde ich positiv. Das zeigte sich auch im Trainingslager auf Mallorca: es gab weniger isolierte Gruppen. Wir hatten den Plausch, haben aber trotzdem gut trainiert. Man wurde lockerer, toleranter und offener. Im Vergleich zu früher hat sich der Funbereich vergrössert. Die Stimmung ist gut und wir haben schöne Laufstrecken. Ich finde, dass Ueli während all den Jahren das Training gut geleitet hat. Es ist schwierig es allen recht zu machen, und es können auch Fehler passieren. Diesbezüglich sollte man allgemein toleranter sein. Anstelle zu kritisieren, schaute ich wo ich etwas beitragen kann und bot das Bahntraining an. Der Versuch die jungen Leute zu motivieren, ist mein Beitrag zum Verein. Weniger gut finde ich, dass wir keine Mitgliederliste haben, wie das in anderen Vereinen der Fall ist. Dass der Birslauf und Dreiländerlauf in diesem und auch im nächsten Jahr am selben Tag stattfinden, passt mir nicht. Ich persönlich finde, dass man den Laufsport in der Region fördern sollte.
Was ist Deine Meinung zum Heft und zum Internet? Was benützt Du persönlich mehr?
Jean Jacques: Ich habe 10 Geschwister und ich bin der Einzige der über keinen Internetanschluss verfügt. In meinem Kollegenkreis habe ich die Möglichkeit den Internetauftritt des LSVB ab und zu anzusehen. Ich benützte das Heft mehr, denn meine wenige Freizeit möchte ich nicht im Internet verbringen.
Du gibst mir das Stichwort für die letzte Frage. Was hast Du noch für Hobbies?
Jean Jacques: Meine Freizeit verbringe ich mit meiner Familie. Zudem – wie bereits erwähnt – spiele ich Fussball, aber ich spiele auch gerne Tennis. Ich bin sehr vielseitig interessiert, sei dies nun Natur, Kunst oder Politik, mich interessiert eigentlich fast alles. Pro Tag muss ich eine halbe Stunde Zeitung lesen, um mich zu informieren, sonst werde ich krank.
Ich beende präventiv das Gespräch, damit Du noch zum Zeitunglesen kommst. 🙂 Jean Jacques, besten Dank für das Interview und alles Gute für die baldige Eröffnung Deines fünften Geschäftes in Therwil.

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