Das Interview wurde geführt von Christa Willin (November 2010)
Margrit, ich freue mich sehr Dich interviewen zu dürfen – uns verbindet nämlich etwas ganz besonderes im LSVB, …
Margrit: …Ja, Du sprichst bestimmt auf unser erstes Training an – wir haben zusammen angefangen.
Richtig ! Und kannst Du Dich an dieses Training erinnern – was für Eindrücke Du davon hattest?
Margrit: Das bist vor allem Du ! Wegen der Kompressionsstrümpfe ! Dann sah ich Dich ein, zwei Mal nicht mehr, und dann standest Du plötzlich wieder da mit Deinen Strümpfen und ich dachte «ups – die hat doch mit mir angefangen !» Das ist mir am meisten in Erinnerung, und ich glaube das war der 22. September 05.
(Anm. cw: Der geneigte Leser sieht, wie man sich mit harmlosen Fragen selbst ein Ei legen kann – wenigstens hat niemand mitbekommen wie meine bleiche Birne plötzlich zu einer überreifen Tomate wurde…..)
Oh je, hätte nie vermutet dass ich s o prägende Eindrücke hinterlassen würden – vermutlich ziemlich erschreckend…
Margrit: …nein nein, gar nicht, sonst wäre ich ja nicht immer noch dabei und du vielleicht auch nicht !
Und was hat Dich damals bewogen einen Verein aufzusuchen und wie bist Du auf den LSVB gekommen ?
Margrit: Ich machte damals bei einem Vorbereitungstraining für den ersten Basel City-Marathon mit. Als das fertig war, suchte ich nach einem Verein der Garderoben anbietet. Im Internet suchte ich nach Laufvereinen in Basel und stiess auf den LSVB, der sich am Donnerstag im Joggeli trifft. Das ist für mich von Muttenz aus natürlich ideal. Ich nahm dann mal Kontakt auf und ging an einem Donnerstag mal hin, ohne Sportkleidung, dafür mit Hund, und fragte einige Leute wie das alles so abläuft. Die starteten dann und ich dachte mir «doch, gefällt mir, ist eine nette Gruppe, nette Leute, sehr aufgeschlossen – könnt ich mir noch vorstellen !» Sie luden mich ein mal in ein Probetraining zu kommen, was ich auch ein paar Mal tat und dann fand, das sei der Verein der mir gefällt und entschloss mich beizutreten.
Und bist Du den City-Marathon dann gelaufen ?
Margrit: Nein, weil ich verletzt war und unter einem Logensyndrom am Oberschenkel litt, weil die Muskulatur zu schnell gewachsen war durch das Laufen. Meine Läuferkarriere ist ja relativ kurz, habe im 2005 begonnen, aber davon war ich leider schon mehr als die Hälfte verletzt.
Du bist dann ziemlich bald darauf, kein halbes Jahr nach Beitritt, dem Vorstand beigetreten und hast das Sekretariat übernommen…
Margrit: Ein halbes Jahr ist übertrieben, ich bin Ende September beigetreten und im Dezember erhielt ich von Rolf Tschudi den Anruf, ob ich mir das vorstellen könne – das sind knappe 3 Monate !
Ach so ging das ! Ich dachte das sei von Dir aus gekommen und wollte grad fragen, was Dich motiviert hat Dich innert kürzester Zeit so zu engagieren – doch ziemlich aussergewöhnlich !
Margrit: Nein, das lief schon anders rum; ich dränge mich nicht so gerne in den Vordergrund.
Wie kam Rolf grad auf Dich – ich denke Du warst ja noch nicht grade bekannt im Verein?
Margrit: Offenbar muss ich irgendeinen Eindruck hinterlassen haben in den paar Trainings die ich mitmachte – und wie das so ist in einem Verein, wenn neue Leute kommen werden die gleich mal geprüft ob sie nicht vielleicht vorstandstauglich seien… im Vorstandsgremium hat man dann beschlossen dass man mich mal anfragt, weil sich aus internen Reihen niemand zur Verfügung gestellt hatte und Regine nach 10jähriger Tätigkeit sich mit dem Gedanken trug, aufzuhören.
Und wie viel Zeitaufwand bringt das durchschnittlich mit sich – so etwa pro Monat ?
Margrit: Das kann man so nicht beziffern. Die grossen Eckpunkte sind die Organisation des Herbstbummels, der GV und der Vorstandssitzungen, mit Protokollieren natürlich. Dann das Erfassen von Neumitgliedern, die alle von mir einen Willkommensbrief erhalten. Und das Kontaktieren von Sponsoren, die es zu ermuntern gilt uns ein weiteres Jahr zu unterstützen. Der Zeitaufwand hängt immer etwas davon ab, wie viele Neumitglieder es gibt. Der Herbst/Winter ist immer etwas intensiver: zuerst die Organisation des Herbstbummels, die GV die es bereits vorzubereiten gibt, und durch das Stadtlauftraining haben wir da oft auch mehr Neumitglieder. Im Frühling/Sommer ist es in der Regel weniger intensiv. Früher gehörte noch das Organisieren der Garderoben dazu, aber das habe ich abgegeben. Denn mit dem neuen technischen Leiter gab es jetzt doch Veränderungen die es umständlich machen, wenn es zunächst über das Sekretariat und dann über den technischen Leiter geht, der vielleicht noch andere Trainingspläne hat, und so am Schluss über drei verschiedene Stellen zu kommunizieren; das stiftete mehr Verwirrung als anderes.
Ich nehme mal an, diese Aufgabe macht Dir auch einen gewissen Spass – sonst würdest Du sie kaum mehr machen.
Margrit: Das ist richtig. Wir haben im Vorstand untereinander ein sehr gutes Verhältnis und es arbeiten alle sehr gut zusammen; so zu arbeiten ist sehr angenehm. Und wenn jemand einen Vorschlag oder eine Anregung bringt und auch gleich eine mögliche Lösung dafür, dann gibt es keine grossen Diskussionen. Es wird die Frage in die Runde geworfen und meistens sind sich dann alle einig. Und das ist was ich sehr schätze, wenn ich mir die Arbeit selber einteilen kann, auch Initiative ergreifen kann – diese Möglichkeit habe ich hier. Deshalb macht es wirklich immer noch grossen Spass.
Gibt es auch weniger positive Seiten – was ist das mühsamste das Du so erlebst ?
Margrit: Das mühsamste waren wie gesagt die Garderoben und das konnte ich zum Glück abgeben, weil es einfach deplaziert war. Ich habe den Antrag im Vorstand gestellt und konnte es auch begründen; das hat man eingesehen und ist dann problemlos gegangen. Ansonsten mühsam ? Die sechs Vorstandssitzungen halten sich im Rahmen, sind vertretbar für einen solchen Verein und auch nötig, dass man sich dann gesamthaft mit allen Bereichsverantwortlichen trifft. Sie bewegen sich im Zeitrahmen von maximal 2 Stunden/Sitzung, das ist sehr erträglich. Nein, sonst könnte ich nichts negatives sagen.
Schön ! Im Training allerdings sieht man Dich leider zurzeit nur sporadisch; wir hoffen sehr dass sich das bald wieder ändern wird ! Wie geht es denn jetzt Deinem Rücken und Deinem Fuss ?
Margrit: Die Probleme mit dem Rücken haben sich eigentlich sehr stabilisiert. Da waren ja die Ausstrahlungsschmerzen und Lähmungserscheinungen am Bein aufgrund der Discushernie, aber das hat sich sehr verbessert in der letzten Zeit. Jetzt war ich ja in den Ferien; aber offenbar bekamen die mir nicht so recht, jedenfalls habe ich da eine Sehnenscheidenentzündung auf dem Rist bekommen. Da bin ich jetzt noch am «ummedökterle». Aber ich bin am vergangenen Dienstag ins Training auf der Original-Stadtlaufstrecke mitgekommen, das hab ich gut ertragen, und auch am Donnerstag habe ich mittrainiert, und es läuft immer noch. Somit bin ich zuversichtlich, dass ich diesen Winter wieder etwas mehr trainieren kann und bin optimistisch, dass ich auf nächstes Jahr mal wieder eine Vorbereitung machen könnte.
In Deinen Ferien in Taiwan hast Du ja spezielle Erfahrungen mit dem dortigen Gesundheitssystem gemacht…
Margrit: Ja, ich habe da ja gelernt zu schweben – d.h. ich habe mich mit Qi-Gong, Tai-Qi und Meditation befasst, zum Beispiel «Bewegung aus der Stille»: d.h. ich kann jetzt ganz ruhig sein…und der Mund bewegt sich doch… (grosses Gelächter)
Ich meinte eigentlich eher Deinen Besuch beim Arzt und wie das dort zu und her ging?
Margrit: Im Spital. Ja die Beschwerden gingen am 2. Tag los und wurden nicht weniger. Nach anderthalb Wochen bat ich die Leitung des Zentrums um Begleitung zu einem Arzt, was nur mit Dolmetscher möglich ist. Wir gingen dann in dieses Spital in der Nähe von Taipeh, mussten dort warten, wurden dann aufgerufen und kamen in ein Arztzimmer nach taiwanesischen Verhältnissen, schuhschachtelgross, und darin tummeln sich dann 5 Personen plus der Arzt plus die Assistentin. Diese versorgt dann z.B. ein bis zwei Personen mit Cremes und Salben und Verbänden, zwei Personen sind gerade am Entkleiden weil sie als nächste zum Untersuch kommen und einer ist mit dem Arzt im Gespräch; ein Kommen und Gehen alles im selben Raum, wie am «Tag der offenen Tür». Aber immerhin wird man doch aufgerufen…
… soviel also zum ganzheitlichen chinesischen Gesundheitssystem… ;-)) Gehen wir nochmals zurück zum Laufen !! Wie kamst Du überhaupt dazu? Bist Du vorher schon gelaufen (ausser dem Vorbereitungstraining zum City-Marathon) oder warst Du blutiger Anfänger so wie ich ?
Margrit: Ich war eigentlich ein blutiger Anfänger, wobei ich immer schon sportlich aktiv war. Früher bin ich noch geschwommen, «Plättli zellt» wie man im Fachjargon sagt, habe auch viel im Fitnesszenter Sport betrieben, habe Aerobic und was immer da so angeboten wird mitgemacht. Dann ging es eben auf diesen City-Marathon zu und ich fand, das Fitnesscenter kenne ich jetzt, neue Impulse wären vonnöten. Ich meldete mich also bei diesem Projekt «in einem Jahr zum Basler City-Marathon» an, der erste Termin war der 23. Juni 2004 vor dem Eingang zum Joggeli. Ziel war es, bis zum Dinosaurier zu joggen – das war grade mal 1 km. Mit hängender Zunge kam ich dort hinten an und dachte «das kann’s ja nicht sein, ich dachte immer ich sei sportlich und trainiert !» und musste feststellen, dass Laufen überhaupt nicht mit dem Fitnesscenter vergleichbar ist. Ich machte jedoch relativ schnell Fortschritte, wurde allerdings immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen.
Wie hat Gigi Deine neue Passion aufgenommen, war er genau so begeistert ?
Margrit: Erst schaute er ziemlich skeptisch als ich die neuen Laufschuhe schnürte und dachte sich «was das wohl soll ? Na ja, warten wir ab was jetzt passiert…» ……ich packte dann die Leine ein, so dass er sich dachte, dass ihn das wohl doch auch betrifft und kam mal freudig mit, bis er merkte dass das doch wohl etwas länger gehe – die erste halbe Stunde rannte er immer vor und zurück, in der zweiten halben Stunde war er immer etwas auf selber Höhe mit mir und im weiteren Verlauf des Trainings schaute er dauernd flehend herauf «meinst du es geht noch lange ??»…….. da merkte man dass er allmählich genug hat….. Ab und zu wenn ich sah welche Strecke wir gehen, hab ich ihn auch schon ins Training mitgenommen, auch mal eine längere Strecken, aber da hab ich dann am nächsten Tag gesehen dass das eine Überforderung für ihn war, da war er nämlich schlicht hässig. Auch das gibt’s bei einem Hund !! Aber mittlerweile kenne ich die Strecken gut und kann etwas einschätzen, wo er mithalten kann und was zu viel für ihn wäre.
Nun gibt’s ja nicht nur den LSVB auf der Welt, und Du gehst auch noch einer geregelten Arbeit nach. Kürzlich hast Du innerhalb des SID die Stelle gewechselt, soweit ich weiss in einen völlig andern Bereich. Kannst Du uns so ein wenig erzählen über Deine Arbeit vor und nach dem Wechsel, damit wir eine Vorstellung erhalten was im SID so läuft ?
Margrit: Zuerst war ich Assistentin des Bereichleiters, der übrigens heute auch Vereinsmitglied ist und seine Frau ebenso… jedenfalls leitete er einen Bereich, der verschiedene Abteilungen beinhaltet. Meine Arbeit waren da beispielsweise Projektarbeiten oder dann die Organisation von 2tägigen Kaderausflügen und ansonsten eben ganz normale Sekretariatsarbeit wie das Zusammenstellen und Filtern all der Dokumente die von den Abteilungsleitern her kamen etc. Dabei habe ich mir auch den Ruf als «Eiserne Lady» eingehandelt, also nicht immer ganz lieb – aber letzten Endes wollte ich einfach gute und saubere Arbeit abgeben. Als mein Chef frühzeitig in Pension ging, konnte ich idealerweise in einen Bereich wechseln, wo ich sowohl den Leiter wie auch das Umfeld bereits kannte. Abgesehen davon können wir die Mitagspause in der Langen Erlen gestalten, da fühlt sich auch Gigi sehr wohl. Ich habe quasi in einen Hotelbetrieb gewechselt, allerdings mit eher ungewöhnlichen Gästen; ich arbeite im Ausschaffungsgefängnis. Mit den Insassen habe ich aber keinen direkten Kontakt. Ich bin Rechnungsführerin. Das beinhaltet Eintritt/Austritt – eigentlich eben wie in einem Hotel, nur einfach dass es anstatt Zimmer Zellen sind. Ich mache wie gesagt die Rechnungsführung, d.h. teilweise bringen sie Geld mit oder haben auch die Gelegenheit bei Arbeitseinsätzen etwas Geld zu verdienen, ein so genanntes «Peculium» was soviel wie Taschengeld bedeutet, zu relativ bescheidenen Ansätzen bis max. 12 Franken/Einsatz. Die Jobs werden ihnen angeboten, und sie können es annehmen oder auch nicht. Wenn sie nicht annehmen, hat das für sie keine Konsequenzen, aber sie verdienen halt auch nichts dann. Einmal pro Woche können sie an einem hauseigenen Kiosk mit diesem Geld bestimmte Artikel kaufen, wie Zigaretten, Kekse, Schokolade etc. . Einmal im Monat kommt ein Coiffeur vorbei, den sie buchen können, oder sie können mit dem Geld auch telefonieren.
Aber hast Du schon auch mal direkte Begegnungen mit ihnen ?
Margrit: Begegnungen gibt es nur insofern als der Spazierhof direkt vor meinem Fenster liegt, wo sie täglichwährend 2 Stunden spazieren gehen können oder Fussball spielen mit Softbällen; wir haben auch einen Tögglikasten, oder sie können auch joggen, halt nur quasi im Kreis rum, oder auch nur sich unterhalten und rauchen; das ist die nächste Begegnung die ich mit ihnen habe, aber direkten Kontakt in dem Sinne gibt es keinen.
Kommen wir zu ihm hier (Blick nach schräg unten…) – erzähl mal, wie kam Margrit auf den Gigi – bzw. Gigi auf die Margrit ?! Wie habt Ihr Euch gefunden ?
Margrit: Das war auf dem Markt in Luino, als ich mit meinem damaligen Partner im Tessin in den Ferien war und wir einen Abstecher dahin machten. Da war eine Gruppe Leute die sich über einen Käfig beugten. Wir gingen dann auch schauen und sahen zwei kleine Hunde die in dem Käfig lustig miteinander spielten. Der eine war eher ein Labrador, und dann eben Gigi, der hatte so ein Gesichtchen wie der «König der Löwen», und ich meinte «das wär jetzt ein Hund der mir gefallen würde! Wenn ein Hund dann müsste es ein spezieller sein !» Da wir aber beide 100% arbeiteten, fanden wir dass das keinen Sinn machte. Als wir etwas später nochmals hingingen, kaufte grade ein Bub den andern Hund. Gigi schien danach ganz traurig und lag völlig apathisch da. Wir beratschlagten uns noch einmal und fanden wieder, «nein, hat keinen Wert !» Wir fuhren dann zurück, aber es liess mir keine Ruhe, und so wendeten wir und fuhren nochmals hin. Gigi war tatsächlich noch da, und so fragte ich also nach dem Preis, kaufte ihn und nahm ihn auf gut Glück mit. Der Transport über den Zoll ging problemlos – und so war er erst mal in der Schweiz. Dann fiel uns ein dass so ein Hündchen ja auch was fressen musste – nur, was war für so ein kleines Ding geeignet …? Er war ja grad mal gut handteller-gross. In der Migros in Agno fanden wir nach langem Suchen eine Dose Juniorfutter; als Halsband kam nur ein Katzenhalsband in Frage, alles andere war viel zu gross… – ja und schliesslich und schlussendlich kamen wir mit Hund und allem drum und dran in Muttenz an, und nach dem Tierarztbesuch mit allen Impfungen und Untersuchungen erhielt er dann die Papiere und ist seitdem ein echter Doppelbürger Schweiz-Italien – mit Ausweis !! Zum Glück hatte ich damals auch schon einen verständnisvollen Chef (nicht der LSVB-ler, der vormalige), der war sehr tierfreundlich, vernarrte sich gleich in den Hund und erteilte mir eine Sonderbewilligung, dass ich ihn während eines halben Jahres mitnehmen könne, bis er etwas erwachsener sei, unter der Bedingung dass er zu keinen Reklamationen Anlass gebe. Ich ging auch von Beginn weg in eine Hundschule mit ihm, wo wir noch immer sind, und er ist wirklich ein problemloser Hund. Auch mit dem folgenden Chef (dem LSVB-ler) und auch an der jetzigen Arbeitsstelle gibt es keine Probleme.
Jedenfalls seid Ihr mittlerweile ein unzertrennliches Päärchen und ohne einander nicht vorstellbar…
Margrit: ….ja auch situationsbedingt, weil die damalige Partnerschaft auseinander ging. Da ich im Geschäft mit ihm keine Probleme hatte, war auch klar, dass ich den Hund behalten würde.
Was aber macht Margrit, wenn sie weder am Laufen noch mit Gigi unterwegs ist ? Gibt es andere Freizeitbeschäftigungen oder spezifische Interessen ? Bleibt überhaupt Zeit dafür ?
Margrit: Das ist ein gutes Stichwort. Manchmal bin ich schon etwas am Anschlag. Die Arbeitsstelle in der Langen Erlen ist schön, da im Grünen, andererseits auch ziemlich weg von der Stadt, dadurch wird der Arbeitsweg einiges länger. Dann wohne ich ja in einem Reihenhaus mit Garten, und auch der ist recht zeitintensiv und so ist meine kärgliche Freizeit nebst Laufen und Gigi noch dem Garten gewidmet. Und wenn es die Zeit ganz gut mit mir meint, dann bleibt noch etwas Faulenzerzeit, in der ich etwas lesen kann.
Klar hoffen wir, dass Du Dich in nächster Zeit von den Verletzungen soweit erholst, dass Du wieder mehr zum Laufen kommst ! Was fasziniert Dich am Laufen und was bedeutet es Dir ?
Margrit: Mir gefallen vor allem die Longjoggs. Denn die Umgebung im Umkreis von eineinhalb Stunden kann ich gut mit dem Hund machen. Aber bei den Longjoggs kommt man doch in andere Gegenden, in die man alleine weniger gehen würde oder gar nicht auf die Idee käme. In der Gruppe ist das einfach toll, auch dass man die Erlebnisse mit den andern teilen kann. Es ist kurzweilig; und wenn ich auf der Karte dann hinterher die Strecke verfolge, denke ich oft «wow, und das sind wir alles gejoggt !» Noch vor 5 Jahren hätte ich mir das nie vorstellen können !! Das ist was mich fasziniert und was unheimlich schön ist. In besonders schöner Erinnerung ist mir der Longjogg mit Rolf Maegli im Frühling auf die Rigi geblieben, das war ein ganz toller Ausflug, und ich hoffe sehr dass auch in Zukunft so etwas stattfinden wird ! Auch die von Andy organisierten Läufe auf die Wasserfallen oder die von Reto ab Allschwil, immer sind das tolle Erlebnisse und die lockern auch das Vereinstraining auf, in dem wir doch immer etwa dieselben Strecken laufen, und bilden so die Highlights.
Ich kann mich sehr gut erinnern an die Anfänge, als Du meintest «Ich bin kein Wettkampftyp» – immer wieder hast Du das gesagt ! Und dann hörte man plötzlich, dass Margrit an diesem Lauf teilgenommen hat und an jenem, teilweise sogar in die Kategorieränge gelaufen ist… wie kam diese plötzliche Wende ?
Margrit: Das war am GP Bern im 2007 ! Da sind wir eigentlich erstmals organisiert als Gruppe hingefahren. Davor hatte ich erst 2 Läufe mitgemacht, den Leimentaler und den Eisenbahner- Waldlauf in der Birsfelder Hard. Dort ging es mir ganz übel mit Durchfall, und ich dachte das kommt durch den hohen psychischen Stress und sagte mir eben, dass ich kein Wettkampftyp bin und das tat ich auch kund. Dann haben mich einige Leute bekniet an den GP mit zu kommen, das sei etwas für mich…. Erst sträubte ich mich, dann dachte ich , ich könne es ja mal probieren und ging mit; und da viele Leute vom Verein dabei waren, konnte ich mir einreden, das sei ein Vereinstraining in anderer Umgebung, und alle andern nehmen auch an diesem Training teil – das war toll. Mit dieser Einstellung lief ich, und es lief mir sehr gut, und bei der Gelegenheit bekam ich doch den Plausch und die Lust es wieder mal zu versuchen. In der Folge ging es eigentlich immer besser. Jetzt gehe ich jeweils an einen Lauf und denke, dass wir da eine grosse Gemeinschaft sind; einige davon kenne ich und andere sind neu und schnuppern auch erstmals an der Sache. So hab ich meine Angst verloren.
Welches waren die besondersten Momente an solchen Läufen – kannst Du Dich an etwas ganz klar erinnern ?
Margrit: Am meisten eingefahren ist mir der Syltlauf, 33,333km – schon wegen der Schnapszahl – da startet man am untersten Zipfel und läuft bis zum nördlichsten Ende von Sylt hoch. Es gab Sturmböen bis zu 120 km/h, es wischte mich einige Male einfach weg vom Veloweg in die Dünen hinein. Ich hatte blutige Knöchel, weil die Füsse einfach aneinander schlugen. Zwischendurch hagelte es mal, es stürmte und schneite, und in den Dünen wurde man einfach sandgestrahlt – deshalb sehe ich heute noch so jung aus….. (Riesengelächter!)…., der Sturm peitschte einem einfach vorwärts – und wenn man nach gut 33 km ankam, sagte man sich einfach «und ich hab’s doch geschafft ! Wer Sylt schafft, schafft alles !!!» Das wurde eigentlich zu meinem Losungswort für mich, wenn ich denke, dass irgendwas nicht möglich ist – dann sage ich mir das, «wer Sylt schafft, schafft auch das !»
Seit Du nun Läufe machst, konnten Dich nur Dein Rücken oder Verletzungen bremsen ! Wenn das nun aber bessert – und hoffentlich auch bleibt !! – hast Du bezüglich Läufen für nächstes Jahr schon etwas ins Auge gefasst ?
Margrit: Diesen Sommer habe ich ja ohne grosse Vorbereitung den Nordseelauf bes tritten; das ist ein Etappenrennen über 8 Tage über verschiedene Nordseeinseln. Nächstes Jahr möchte ich den gerne mit Vorbereitung laufen. Es sind nicht dieselben Etappen, sondern die wechseln jedes Jahr in Abhängigkeit von Ebbe und Flut und manchmal kann die eine Insel nicht angefahren werden. Das ist ein Verbund von Tourismusorten, die natürlich alle darum buhlen, dass ihre Region berücksichtigt wird. Denn da kommen jeweils zwischen 600 und 1000 Läufern, die eine oder alle Etappen laufen, und das ist vom Finanziellen her dann ein grosser Faktor für die Region. Ja, das ist eigentlich eins von meinen Zielen, konkret darauf zu trainieren. Ich hoffe sehr, dass ich es von der Gesundheit her schaffe, und der Rest wird sich weisen.
Das hoffen wir natürlich auch und wünschen jetzt schon viel Spass dabei !! Weiter bist Du auch als «Värslibrünzlere» bekannt – in die Geschichte eingegangen ist ja Dein Gedicht über Reto’s Schlammweglein auf seinen Longjoggs… kannst Du uns aus dem Stegreif einen Vers auf den LSVB brünzle ? Nur ein Zweizeiler ?!
Margrit: Oh, das ist zu früh am Morgen !! Und auf Knopfdruck funktioniert das auch nicht sehr gut… aber ich werde gerne etwas nachliefern, falls mir noch was einfällt.
Anm. cw: Und Margrit ist noch etwas eingefallen !! Hier also Margrit’s LSVB-Gedicht :
Dr LSVB isch dynamisch und läbt
me miesst en erfinde, wenns en nit gäbt
ob Reise, Kultur, Wettkampf oder Ässe
s wird kains vo däne Bedürfnis vergässe
dorum mi Schlusswort, und das mein i ehrlig
nur seggle muesch sälber – isch das nit herrlig?

Mit diesen äusserst treffenden Zeilen und mit dem ermutigenden Motto «Wer Sylt schafft, schafft alles !!» beschliessen wir dieses Interview. Oder, Gigi, was meinst du zu der Sache ?!
(Die Antwort gebe ich besser nicht wieder, ansonsten Gefahr von geplatzten Trommelfellen !!!)
Margrit, ich danke Dir für die kurzweilige Zeit und für das interessante Gespräch !!

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