Zuerst möchte ich Dir danken Xaver, dass Du mir als Interviewpartner zur Verfügung stehst. Meine erste Frage: Wie bist Du zum Laufen gekommen?
Xaver: Ursprünglich kam ich durch einen Nachtdienst zum Laufen. Das war anno 1968, wo wir zu fünft oder zu sechst Schicht hatten und abmachten, zusammen an einen Waffenlauf Le Locle – Neuenburg zu gehen. Mit Rennen hatte niemand etwas am Hut, so gingen wir praktisch ohne Training alle miteinander an den Waffenlauf. Ich fing anschliessend an auf schmaler Kost zu trainieren, machte etwa an 20 Waffenläufen mit, war aber nie in einem Verein.
Wie kamst Du zum Verein?
Xaver: Den Kontakt zum LSVB hatte ich durch Hans Meier, den ich an den Waffenläufen traf. Er schlug mir bei jeder Gelegenheit ein Schnuppertraining vor. Ich hatte das Gefühl nicht ausreichend trainiert zu sein. So trainierte ich weiter, bis ich mich bereit fühlte ein Schnuppertraining zu machen.
Und das hat Dir gefallen?
Xaver (zögernd): Jaa, was soll ich sagen; es war relativ happig. Die Trainings waren dazumals so gestaltet, dass man als Anfänger – wie ich mich damals bezeichnete – ein wenig unter die Räder kam. Ich konnte ein Training machen und danach war ich so windelweich, dass ich kaum mehr auf den Beinen stehen konnte. Es dauerte es eine Woche bis ich wieder knapp «zwäg» war, und wieder am nächsten Training teilnehmen konnte…. mit wiederum demselben Effekt, dass ich immer kaputt war.
Aber trotzdem hast Du nicht aufgegeben?
Xaver: Ich gab nicht auf. Ich biss mich durch, das dauerte etwa ein halbes Jahr. Dann arbeitete ich unregelmässig und verlor den Faden etwas. Einen weiteren Versuch machte ich, als die Kinder bereits im Schulalter waren. Beim diesem zweiten Anlauf trat ich dem Verein bei. Seither ist das Training auch humaner geworden. 🙂
Weisst Du noch wann das war?
Xaver: Das müsste ende 70er-, anfangs 80er-Jahre gewesen sein, so genau weiss ich das nicht mehr.
Was ist für Dich der Reiz des Laufens?
Xaver: Ich muss sagen, dass ich sportlich nie eine «grosse Kanone» war. Laufen kam für mich als einzige Sportart in Frage, weil man sie im Grunde genommen zu jeden Zeitpunkt, bei jedem Wetter, alleine, fast immer und überall, mit ganz minimen Einschränkungen ausüben kann. Man ist draussen in der Natur. Das waren die ausschlaggebenden Faktoren, und sind es auch heute noch. Es ist nicht nur das Laufen alleine. Ich gestattet mir während einem Training anzuhalten und eine schöne Aussicht zu geniessen.
Du hast es soeben angesprochen, ein Training. Wie sieht das bei Dir aus? Deine Trainingsgestaltung?
Xaver: Ganz früher bei der ersten Episode beim Verein, hatte ich das Gefühl, ich müsse möglichst lange mit den Schnellsten mitrennen. Das nahm mich so mit, dass ich erstens keine Fortschritte machte und zweites eine Woche lang kaputt war.
Die Motivation war wohl auch nicht mehr so hoch, oder?
Xaver: Die Motivation war noch gegeben, dadurch, dass man Leute kennenlernte. Aber das Training alleine machte nicht unbedingt Freude. Das änderte sich als Thomas Tanner die für uns neue Trainingsmethode nach Steffny und Van Aaken präsentierte. Ich stellte um auf das lange langsame Training. Da merkte ich, dass erstens der Genuss viel höher war und zweitens sich Erfolge bemerkbar machten: mit meinen Zeiten war ich «bei den Leuten». Ich habe das Buch von Steffny gelesen und hatte den Eindruck, dass seine Theorie sinnvoll und für jeden machbar ist. Heutzutage trainiere ich intuitiv.
Zur nächsten Frage: Wieviele Kilometer läufst Du pro Jahr?
Xaver: Das ist im Moment zwischen 3500 und 4500 Kilometer.
Führst Du ein Lauftagebuch?
Xaver: Ich führe ein Tagebuch und bin mittlerweilen auf etwa 72’000 Kilometer – Irrtum vorbehalten…
Wahnsinnig! Da wurden ein manches Paar Schuhe durchgelaufen!
Xaver: Da gingen diverse Schuhe kaputt, ja.
Was ist der Grund für ein Lauftagebuch?
Xaver: Es ist spannend nachzuschauen, was ich vor einem Jahr gemacht habe und Vergleiche zu ziehen. Interessant finde ich auch, herauszufinden wie ich trainiert habe, als es mir gut lief. Ein Tagebuch kann auch helfen Dinge, die sich im Nachhinein als Fehler herausstellen, zu vermeiden. Nebenbei mag ich die Statistik als Spielerei.
Was denkst Du beim Laufen?
Xaver: Alles! Grundsätzlich alles! 360 Grad um das Gedächtnisvermögen vom Mensch, alles!
Läufst Du lieber alleine oder in der Gruppe?
Xaver: Momentan habe ich etwas Mühe alleine zu laufen. Vor allem die Motivation zuhause die bequemen Finken auszuziehen und die Laufschuhe zu montieren. Da muss ich mir ein «Opfer» suchen und ein Rendez-vous abmachen, das halte ich dann auch ein. Ich trainiere schon lieber in der Gruppe, denn das Laufen hat für mich auch einen gesellschaftlichen Aspekt.
Was sind für Dich spezielle Ereignisse im Verein?
Xaver: Es gab diverse Höhen und Tiefen, wie überall im wie im Leben. Ich war acht Jahre lang im Vorstand, da gab es Zeiten, wo wir manchen harten fight ausgefochten haben und es gab auch schöne Erlebnisse.
Was sind für Dich die sportlichen Höhepunkte?
Xaver: Der absolute Höhepunkt war, als wir in einer Sechsergruppe den Testlauf von Basel nach Lugano in einer Woche. Ich glaube, das war das grösste Erlebnis. Es war trainingsmässig, aber war doch eine sportliche Leistung. Es gab auch ein gesellschaftliches Phänomen in dieser Gruppe. Obwohl man sich gut verstand, merkte man, dass nach einer Woche gewisse Grenzen erreicht waren.
Machst Du auch Wettkämpfe?
Xaver: Ich mache sehr dosiert Wettkämpfe. Das sind ein pro Jahr höchstens drei. Letztes Jahr habe ich zielgerichtet trainiert.
Was hast Du für Ziele dieses Jahr?
Xaver: Dieses Jahr bin ich etwas am „Umeplämperle“, es ist für mich ein Übergangsjahr. Ich kann mich nicht recht motivieren, das hängt auch mit der beruflichen Belastung zusammen. Für nächstes Jahr habe ich mir jedoch mehr vorgenommen, weil ich in eine neue Kategorie komme, das ist motivierend.
Die Motivation hast Du soeben erwähnt – was ist Dein Antrieb fürs Training?
Xaver: Es ist immer etwas wechselseitig: in erster Linie ist es das Draussensein, die Natur sehen, Sport machen, sich mit Kolleginnen und Kollegen treffen, gemeinsam unterwegs sein und sich austauschen, Gespräche führen und gleichzeitig an der Leistung feilen. Es ist natürlich motivierend, wenn man seine Leistungen verbessern und steigern kann. Ein weiterer Punkt ist und auch der Kampf mit dem Gewicht – die Motivation ist ein Multipack! 🙂
Welches sind Punkte, die der Verein weiterführen sollte?
Xaver: Der Verein sollte weiterhin besorgt sein, dass auch die Geselligkeit zum Zuge kommt. Anlässe wie zum Beispiel gemeinsame Marathonreisen, müssten vielleicht mehr publiziert werden. Ueli und ich werden im 2006 zu letzten Mal das Wintertrainingslager organisieren. Ich wünsche mir, dass das Trainingslager weitergeführt wird. Man hat da Voraussetzungen, die man selten findet, was auch die Teilnehmerzahl bestätigt.
Gibt es Punkte, die Du verbesserungsbedürftig, oder gar überflüssig findest?
Xaver: Überflüssig finde ich nichts, denn jede Aktivität, hat einen gewissen Kreis, welcher angesprochen wird.
Was ist Deine Meinung zum Internet und zum Vereinsheft?
Xaver: Der Internetauftritt hat sich sehr zum Positiven verändert. Grosses Kompliment an Rainer! Es ist sehr aktuell, er ist schnell mit dem Aufschalten der neuen Meldungen. Das Internet ist eine Supereinrichtung, die man sich nicht mehr wegdenken kann. Ich denke, dass es mitverantwortlich ist für den Mitgliederzuwachs. Es gibt noch immer Leute ohne Internet, von daher ist Das Heftli nötig.
Was benützt Du persönlich mehr?
Xaver: Das kommt darauf an, wo ich mich aufhalte. Wenn ich zuhause etwas rasch nachschauen will (z.B. Training), nehme ich das Heft zur Hand. Das Internet benutzte ich auch, interessant finde ich vor allem die Fotogalerie.
Was sind Deine weiteren Hobbies?
Xaver: Ich beschäftige mich mit Briefmarken. Das hat natürlich mit laufen gar nichts zu tun, es ist eher eine «Stubenhockertätigkeit».
Was möchtest Du sonst noch sagen?
Xaver: Während den letzten zwei, drei Jahren zog ich mich beruflich und auch sonst etwas zurück, musste Distanz gewinnen und bin jetzt dabei – regelmässiger als auch schon – mitzumachen. Nach diesen Jahren, wo man an diversen Schalthebeln gesessen hat und vom Vorstand aus Training geleitet hat, viele Trainingslager (3-4 pro Jahr) organisiert hat, ist es wohltuend das Ganze aus einer gewissen Distanz zu betrachten und auf dem Trittbrett mitzufahren.
Bräunlingen, Mallorca, Marathonreisen, Sommerlauftage. Wie empfandest Du die Organisation?
Xaver: Im Grossen und Ganzen war das eine angenehme Sache. Je mehr man organisierte, desto mehr Routine bekam man. Es gab immer weniger Arbeit das zu erledigen. Teilweise war es mühsam, wenn es einzelne Streitereien gab, aber zum grossen Teil sind sämtliche Lager gut verlaufen. Man merkte, dass die Leute schätzen, wenn man etwas organisiert. Genörgelt wurde nie, es gab höchstens Verbesserungsvorschläge, meistens positive feedbacks.
Danke Xaver für das Interview!

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