Wie schon in den Jahren zuvor sind auch dieses Jahr nur wenige LSVBler am 35. Kerzerslauf gestartet, obwohl dieser Lauf, insbesondere in Verbindung mit so genannten Partnerveranstaltungen, sogar über der Grenze mit dem süddeutschen Freiburg Marathon, doch recht viel Werbung für sich als «Schweizer Saisoneröffner» macht. Haben die LSVBler diesen Formtest (vielleicht aufgrund der Läufe zur Vereinsmeisterschaft) schon mit dem Leimentaler und dem Rheinfelder Lauftag hinter sich?

Jedoch sind rund 8500 andere Teilnehmer aus insgesamt 10 Ländern in diversen Kategorien und Distanzen dem Ruf gefolgt, ihre Form zu testen. Die recht grosse Teilnehmerzahl ist aber nicht der einzige auffällige Gegensatz zu dem von Rainer letzte Woche so treffend beschriebenen Rheinfelder Lauftag, auch dass dieser Laufevent von kenianischen Läufern (19) dominiert und von einen Politiker, Altbundesrat Ogi, gestartet wird, macht den Unterschied, ebenso wie eine «Warm-up Party» am Abend vor dem Lauf und die Ausstellungen und Shops der Sponsoren auf dem Gelände.

Die Organisation ist dennoch perfekt, Startnummernausgabe, falls die Startnummer nicht mehr zugeschickt werden konnte, Wertsachendepot und Garderoben sowie Start-, Zielbereich liegen äusserst nah zusammen und es gibt sogar einen Kinderhütedienst. Die Zeitmessung durch Datasport erfolgt per Transponder, so dass man direkt nach dem Lauf das Ergebnis per sms übermittelt bekommt. Die Verpflegung auf der Strecke war mehr als üppig, ich glaube ca. alle 3 km. Was allerdings schlucken lässt, ist das Startgeld von knapp 50 CHF für den 15 km Lauf, auch wenn immerhin die Anreise mit dem ÖV durch ein 50% ermässigtes Bahnbillet unterstützt wird. PS: der Bahnhof liegt auch in unmittelbarer Nähe.
Und zumindest für die Damen machte das grosse Badetuch als Finishergeschenk Sinn, mussten sie doch ca. 15 m von der Garderobe zur Dusche, also völlig entkleidet, im Freien zurücklegen ;-).

Angeboten werden die Hauptdistanzen 15 km und 5 km, ebenso auch Walking und Nordic Walking auf diesen Distanzen und neuerdings ein Staffellauf über 15 km für 3 Läufer/innen. Ausserdem, was mir diesen Anlass sympathisch macht, gibt es Kinderrennen über 5 km, 1,4 km und 0,3 km, womit auch ganze Schulklassen motiviert werden: so konnten rund 30 Teilnehmer des Instituts Guglera am 5-Kilometer-Lauf teilnehmen. Für diese war allein der Zieleinlauf schon ein Erfolg, denn diese Jugendlichen, die von dem Institut bei der Integration in die Gesellschaft unterstützt werden, sind häufig übergewichtig.
Die Landschaft, durch die der Kerzerslauf führt, ist wirklich abwechlungsreich und einmalig schön, insbesondere das Naturschutzgebiet am Stausee Niederried.
Und als Formtest bietet diese Strecke in der Tat alles, was man sich vorstellen kann: nicht nur, dass der (angenehme, aber wassergetränkte) Waldboden, der etwa die Hälfte der Strecke ausmacht, einen effizienten Abdruck verhindert und somit einfach etwas langsamer macht, daneben fordern auch noch diverse Aufstiege wie der Ramsey-Hill und insbesondere die 13% Steigung am Golaten bei ca. km 10 den Läufern einiges ab. Viele Läufer brechen dadurch so ein, dass sie auf den letzten knapp 3  Kilometern fast nicht mehr voran kommen, obwohl es nur noch bergab geht (unglaublich, aber so konnte ich offensichtlich mehr als 350 Positionen auf diesem Stück gutmachen).

Witzig, motivierend und sinnig sind die Spruchtafeln am Streckenrand von Lauftreff.ch, die z. B. nachfragen, wie das Wintertraining war, und ermuntern, dass das Ziel bald erreicht ist.

Noch kurz zur Siegerehrung: diese erfolgt einerseits sehr effizient (und lässt sich durch den wirklich leckeren Kuchen gut ertragen), indem nach den Gesamtsiegern insgesamt alle ersten, dann die zweiten und dritten Kategoriesieger zusammen auf die Treppen gebeten werden. Aber dann möchte der Veranstalter doch auch dem lokalen Charakter Rechnung tragen und würdigt noch die ersten Schweizer Gesamtsieger (Damen und Herren) und die ersten Freiburger Sieger, was die Prozedur doch wieder in die Länge zieht.

Leider war der beste Schweizer Läufer des 15 Km Laufs erst auf dem 14. Platz und die beste Schweizer Läuferin auf Platz 7 zu finden, aber dies ist kein Wunder, haben doch Preisgelder von 1500 CHF für den Sieger, bzw. bis 4000 CHF, je nachdem ob der Streckenrekord gebrochen oder um eine bestimmte Zeit unterboten wird, eine grosse Anziehungskraft (siehe http://www.kerzerslauf.ch/deutsch/laufinfos/preisgelder.html).  Dem besten Schweizer und der besten Schweizerin winken immerhin noch 500 CHF.

Willst du noch mehr wissen oder Bilder ansehen – siehe http://www.kerzerslauf.ch/