6. LSVB-Stafette

Muskelkater, todmüd, da gehst nur zum Training wegen des geselligen Zusammenseins hinterher. Beim Antrittsverlesen im Rankhof heissts: «Stafette! Vereinsmeisterschaft!»

Ohne mich! Doch keine Freiwilligen die direkt mit zur Stadionwirtin wollen und schon bist drin in einer Nummer, wo gar nie drinne sein wolltest. Zweier-Teams werden ausgelost, ein schnellerer, ein langsamerer. Mich tiffts mit einem schnellen Schnellen. Das ist zwar gut, doch hebt es weder meine Stimmung noch das Allgemeinbefinden. Muskelkater, todmüd, bierlos – desillusioniert.

Wie immer wird das Manöver auf der Kraftwerkinsel ausgefochten. Jeder läuft 5 mal 1100 Meter, total 11’000 Meter fürs Team. Zum ersten Intervall starten alle Schnellen. Von der ersten Runde kommt ein LCBler mit massivem Vorsprung zurück. Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich, weil, unser Hervé läuft ja auch mit und was der kann, hat mit Kindergeburtstag nun wirklich überhaupt nichts zum Tun. Mein Schneller kommt zirka als fünfter. Ich muss los, das Grauen nimmt seinen Lauf.

Andy überholt einige in der zweiten, also seiner ersten Runde und übergibt als erster an Mäthu. Mäthu zischt ab, dem Andy ists übel. Mäthu kommt als zweiter retour, Andy läuft los, hinter Nico, dessen Team unterdessen an der Spitze liegt. Andy überholt Nico in der vierten, also seiner zweiten Runde und übergibt wieder als erster an Mäthu. Mäthu zischt ab, Andy könnte kotzen. Solch garstig Wort darfst hier eigentlich gar nicht aufschreiben, sonst gibts wieder Reklamationen beim Vorstand. Aber so wars nun mal. Und Steven King lehrt, schreibe so, wie du sprichst und der weiss wohl, wie erfolgreich Schreiben tust.

LSVB Stafette 2021

Mir gehts auch dreckig. Oben um den Wendepunkt verkürze ich den Radius um einen Meter. Das ist Mathematik.

  • Radius x 2 x Pi = Umfang
  • Ein Meter weniger Radius x 2 x Pi = weniger Umfang
  • 1 x 2 x 3.14 Meter = 6.28 Meter kürzer

Wahrscheins kommt unser Doktor der Mathematik wieder an und meint, ja – von wegen – stimmt gar nicht. Der Radius müsse am ganzen Umfang kleiner sein. Mir wurscht, diese rechnerische Unschärfe. Es ist eine mentale Unterstützung. Ich will abkürzen und sehen tuts grad keiner. Mein Lieblingsdoktor der Mathematik teilte mir mal mit, bei ihm lernen die Lehrer, wie man Mathe lehrt. Die Lehrer sind seine Schüler und denen stellt er Aufgaben. Meinen Rufnamen benutzt er bei der Gelegenheit für den doofen Schüler, um den es in den Aufgaben geht. Weil, der Name ist genderkonform und unser Doktor immer korrekt. Bei diesem Rufnamen kannst nicht wissen, ob jetzt ein Zipfel dranhängt oder doch keiner. Geschlechtsneutral. Gender-mässig astrein. (Bei mir persönlich hängt schon ein Zipfel dran, ich bin also nicht Gender-neutral, nur mein Rufname ist sauber.)

Bruchrechnen mit dem Doktor der Mathematik: genderkonform und doof auf den kleinsten Nenner gebracht, dann steht unterm Strich mein Rufname.

Nico kommt an der Spitze aus seiner dritten Runde. Andy abgeschlagen, gibt die Erklärung ab, er hätt oben im Staubecken die Fische gefüttert – mit Wurst-Käs-Salat. Die Farbe seines Gesichts liess keine Zweifel daran aufkommen.

Auf dem vierten Intervall sind die Positionen bezogen. Grosse Abstände, werden immer grösser. Nico, mit viel Raum zu Andy, wieder mit Abstand folgt Daria, ebenfalls Gesichtsfarbe Kategorie Fischfütterung. Sie sind die Langsameren ihrer Teams, bei ihren schnelleren Läufern verhält es sich gleich. Ein LCBler mit immer mehr Raum auf Mäthu, wieder immer mehr Raum bis Hervé, Darias Team-Spezi folgt. Mit Chronologie hat das nichts zu tun. Es ist Astrophysik. Das Universum dehnt sich aus – ganz einfach. Albert Einstein hat das zwar nicht gewusst. Georges Lemaître hats ihm dann erklärt, nun begriff es auch der Einstein: Der Raum dehnt sich aus. Zwei Galaxien entfernen sich mit keiner Geschwindigkeit von einander. Der Raum dazwischen wird grösser und dadurch das gesamte Universum. Mit diesem Mindestwissen wird klar, wer gleich beim Start nach den ersten fünf Metern zusieht, ganz vorn zu sein, gewinnt. Der Raum zwischen ihm und dem nächsten wird sich automatisch ausdehnen. Physik. Eigentlich simpel, obwohls, wie gesagt, ein Einstein zunächst selber auch nicht wusste.

Aber genauso war das auf der Kraftwerkinsel. Positionen bezogen, Räume / Abstände wurden immer grösser. Doch es gibt auch im Universum Galaxien, die sich nicht von einander entfernen, sonder auf einander zubewegen. Gerade als Dätti die Theorie der Ausdehnung halbwegs zu begreifen schien, zieht sich der Raum hinter ihm zusammen. Andrea vom Andromeda-Nebel kommt näher, holte auf und ein. Leicht untertrieben, sie lief quasi Kreise um den anderen. Mimik und Körpersprache sprachen eine ausgesprochen deutliche Körpersprache: bei ihr sieht Anstrengen aus, als tät sie sich gar nicht bemühen. Zwei, drei Kreise um Andy gelaufen und weiter getänzelt. Es war eine Pracht ihr dabei zuzusehen, darin war sich die gesamte Expertenschar einig, alle waren begeistert davon, ausser dem Dätti natürlich.

Die ersten Teams erhielten Spaghetti vom Puschlav. Die helfen dann über die Strapazen hinweg. Haust zuhaus gleich das ganze Pfund ins Salzwasser. 1 Ei, 3 bis 4 Eigelb, Milch, Sbrinz und Pfeffer verrühren. Salz brauchst nicht, hast ja Salz im Wasser drinne und noch die Würze des Sbrinz.

Spaghetti abschütten. Gehackte Zwiebeln und klein geschnittener Speck scharf anbraten. Jetzt bei ganz kleiner Hitze die Teigwaren dazu und auch die Ei-Milch-Sbrinz-Sauce. (Parmesan kannst gleich vergessen, Sbrinz ist eine der ältesten Käsesorten. Sie ist aus der Schweiz, die Italiener haben nur abgeschaut.) Jetzt ganz vorsichtig auf der Flamme halten. Die Sauce darf nur sämig werden, das Ei soll nicht stocken.

Wers noch nicht gemerkt hat, es gibt Spaghetti alla Carbonara. Nach Art der Carbonara, der Frau des Carbonaro. Wer jetzt ein Problem hat, weil mit Sbrinz statt Pornosan gearbeitet wird. Horch! Die Carbonara ist die Köhlerin, die Frau des Köhlers, gehst auf dem Ballenberg, schaust dir da einen Kohlenmeiler an, dann weisst Bescheid und kannst  bedenkenlos den Schweizer Käs verwenden. Auch Helvetier können köhlern.

Kleiner Gratis-Tipp: eine Pfefferschote kleingehackt dabei, macht Stimmung beim Essen und später in der Hose. Gut möglich, dass deine Angetraute die Chilli-Diät nicht so lustig findet. Damit musst aber selber klarkommen, das hier ist eine Kochanleitung und keine Eheberatung.

In diesem Sinne: Mahlzeit!

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