Dieses Portrait von Christian Bucherer schreibe ich als «Auftragsarbeit» vom LSVB Vorstand. Sie möchten, dass ich am «lebenden» Beispiel aufzeige, dass unser FAST- Training nicht nur für Attributträger*innen wie «jung, schnell, schön und ehrgeizig» konzipiert ist, sondern auch für reifere (Christian feiert Ende 2022 einen runden Geburtstag), weisere (Christian hat grau-melierte Haare) und steifere (lies weiter unten seine Antwort zur Laufstilanalyse) Mitglieder geeignet ist.

Diese Vorgabe hat meinen Fragenkatalog eingeschränkt. Also gibt’s nichts zu Sternzeichen und Beziehungsgeschichten. Ohne Anwärmphase falle ich direkt mit der Tür ins Haus und frage:

Christian, du nimmst regelmässig am FAST-Training teil. Was gefällt dir an diesem Training?

Ich trainiere seit Januar 2021 im FAST, weil ich etwas Neues machen wollte und weil ich herausfinden möchte, wie leistungsfähig ich bin, wo meine Grenzen sind und was machbar ist. Ich trainiere allerdings wegen Brigitte im FAST und nur solange sie oder andere mit einer ähnlichen Pace im FAST mitmachen. (Anmerkung: Je mehr Mitglieder im FAST trainieren, umso eher findet man Seinesgleichen. Also „fas(s)t“ euch ans Herz und probiert FAST aus.)

Auf unserer Webseite wird das FAST-Training beschrieben als „zielgerichtetes Trainingsprogramm“, „für ambitionierte Mitglieder“ und „erreichen von individuellen Trainingszielen“. Was sind deine Trainingsziele im Jahr 2021?

 

Das geplante Trainingsziel hätte ich letzten Samstag erreicht, der Luxemburg Marathon, der Corona-bedingt abgesagt wurde. Nun wäge ich neue Optionen ab.

(Anmerkung: Ich versuche Christian für den Jungfrau-Marathon oder unsere Köln-Marathonreise zu motivieren. Lust hätte er. Aber es gibt einen Terminkonflikt mit seiner USA-Reise.)

 

Du hast heute vor dem Interview bei der Laufstilanalyse bei Sabine mitgemacht? Du bist also schon ambitioniert?

Ambitioniert heisst nicht talentiert (grinst). Ich wollte sehen, wie ich laufe und welche Möglichkeiten ich habe, um mich zu verbessern. Gewisse Punkte waren mir schon im Vornhinein klar, z.B. die Beinstreckung. Diesbezüglich bin ich ein hoffnungsloser Fall, das sieht man auch beim Stretching.

Du bist seit Ende 2018 Mitglied beim LSVB. Wann hast du mit dem Laufsport angefangen?

Das war vor 12 Jahren, als ich meinen Job wechselte, von einem Outdoorjob zu einem Bürojob. Ich hatte den Wunsch nach Bewegung und nach draussen sein. Im Laufsport hast du beides. Aktuell arbeite ich bei der SBB als Datenmanager für die Tarifverbünde. (Anmerkung: Mir ist schon aufgefallen, dass Christian Orte und Bushaltestellen kennt, die auf einer Landschaftskarte kaum zu finden sind wie zum Beispiel „Chäs und Brot“ im Kanton Bern in der Gemeinde Oberbottigen. Christian sagt, gerade über Auffahrt sei er mit dem Fahrrad an Orten vorbeigekommen, die er bisher nur vom Namen kannte.)

Was gefällt dir am LSVB?

Pro Woche gibt es zwei Trainings und an den Wochenenden sehr abwechslungsreiche, wunderschöne und gut organisierte Longruns. Mit den verschiedenen Trainingsangeboten und Gruppen hat man viele Möglichkeiten und kann sich unabhängig vom eigenen Talent ausprobieren und das in Anspruch nehmen, was einem gefällt. Ein Highlight war die Lauf-Reise „vom Braunen Mutz ins Hofbräuhaus“ (Basel – München) im Sommer 2020. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei allen bedanken, die sich für den Verein engagieren, der Vorstand, die beiden Trainer und Gruppenleitungen, alle Helferinnen und Helfer. Nur so kann der Verein funktionieren – vielen Dank!

 

Was war bisher dein bestes Lauferlebnis?

Der GP Bern. Das war ein fester Termin in der Agenda. Die ganze Familie hat gemeinsam daran teilgenommen, die beiden Söhne, meine Frau und ich. Das war jeweils ein Highlight. Inzwischen sind die beiden Söhne erwachsen.

Sind deine Jungs dem Laufsport treu geblieben? (Anmerkung: Das ist eine Akquise-Frage für potenzielle LSVB-Neumitglieder)

Mit Unterbrüchen ja. Letztes Jahr haben mein älterer Sohn und ich den New York Marathon geplant. Wir mussten die Teilnahme verschieben, unabhängig von Corona. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Den ersten Versuch vom New York Marathon war im Jahr 2012 geplant. Auch dieser wurde abgesagt, damals wegen dem Hurrikan Sandy. Danach hatte man drei Jahre lang Zeit, die Startnummer einzulösen. Das machte ich im Jahr 2014 mit Albisreisen. Leider konnten beim Verschiebedatum nicht mehr alle vom persönlichen Fanclub mitreisen. Gerade diese Woche hatte ich die teuerste Startnummer vom 2012 in den Händen. Sie liegt ungebraucht, in Schutzhülle verschweisst, im Ordner.

Aha, du bist ein Startnummern-Sammler. Was machst du mit den Medaillen?

Mit dem Sammeln der Medaillen habe ich aufgehört. Da gibt es riesen Unterschiede. Die Medaillen vom Basel Marathon sind ein Stück Blech. Davon hätte ich zwei. Diejenige vom New York Marathon wiegt fünf Mal schwerer in der Hand und gibt richtig was her. Den Zürich-Marathon, Neujahrsmarathon und Jungfrau-Marathon bin ich auch schon gelaufen. Die meisten Wettkämpfe und Trainingskilometer habe ich im Jahr 2019 gemacht.

Abgesehen vom GP Bern, was war dein schönstes Wettkampferlebnis?

Beim Jungfrau-Marathon gefällt mir die Atmosphäre, die Landschaft und die Stimmung unterwegs. Es ist ein toller Lauf. Das Ziel habe ich zwei Mal erreicht. Einmal musste ich wegen Krämpfen aufgeben. Beim Neujahrsmarathon ist das Spezielle der Start um Mitternacht Punkt 24.00 Uhr. Alle rennen mit Stirnlampe durch die Nacht ins neue Jahr – ein tolles Erlebnis. Und beim Birslauf liebe ich das Unkomplizierte. Man kann spontan Kollegen einladen, hingehen, mitrennen und den Plausch haben.

 

Und was war dein schlechtestes Lauferlebnis?

Der Silvesterlauf in Zürich. Anlässlich meines 50. Geburtstages wollte ich gemeinsam mit Freunden starten. Die Organisation war jedoch sehr unflexibel. Es gab kein Entgegenkommen, um einen gemeinsamen Start unabhängig von der Kategorie zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass all die vielen Läufer in der Bahnhofstrasse auf dem Trottoir rennen müssen, weil die Bahnhofstrasse für den Lauf nicht abgesperrt wird. Und auch die Garderobe lässt zu wünschen übrig. Es gibt eine einzige (ungeheizte) Holzbaracke für X Männer und das Mitte Dezember.

Was machst du zur Erholung?

Zur Erholung treffe ich Kollegen, pflege den Garten oder lese Sachbücher – allerdings ohne ein Bücherwurm zu sein. Meine Leidenschaft ist das Reisen. Mit 16 Jahren war ich das erste Mal in den USA, besuchte Verwandte, reiste umher und habe interessante Leute kennen gelernt. Ich bin immer schon viel gereist, auch mit den Kindern. Als die Buben 1,5 und 3.5 Jahre alt waren, reisten wir mit Sack und Pack durch die USA. Ich mag Städtereisen, Reisen in Europa oder Übersee. In der Stadt New York gefallen mir die Gegensätze. Kultur und Denkmäler interessieren mich auch, jedoch ohne ein Lexikon zu sein wie unsere „Königin Pia“. (Wie kommt Pia zu dieser erlauchten Bezeichnung? Lies den Bericht „LSVB @ Wasenalp“ im Archiv, Dättis Corner).

Lieber Christian, obwohl wir uns von den vielen gemeinsamen Longruns gut kennen, ist mir heute die neugierige Seite an dir aufgefallen, die Offenheit für neue Erfahrungen, sei es im Laufsport oder beim Reisen. Dass du bei der SBB arbeitest, ist wie eine logische Vorbedingung oder Konsequenz. Herzlichen Dank für dieses Interview!

Wenn Mitglieder über Mitglieder einen Bericht schreiben, dann sind diese auf der LSVB Webseite unter der Rubrik „Archiv – Interviews / Portraits“ abgelegt und werden so vor der Vergessenheit bewahrt. Dort findest du Berichte zu Hervé, Ruppi, Mehmet, Corinne, Anita, zu unseren beiden Trainern Sabine und Manuel oder zum Marathonman-Andy. Übrigens, jedes Mitglied darf Berichte schreiben. Nehmt Griffel und Mikrophon in die Hand – und auf geht’s.

 

Bericht von Anita Imhof

 

1 thought on “Portrait Christian Bucherer

  1. Super Bericht.
    Ich kann das nur so bestätigen, jeder ist willkommen bei Fast, denn bei Fast geht es nicht drum «Fast» also schnell zu sein, sondern «Fast»-er zu werden, also schneller zu werden. Wir haben ein strukturiertes Training mit Ziel schneller zu werden, sei es jetzt 10 Kilometer unter 40 Minuten zu laufen oder ein Marathon unter 4 Stunden zu absolvieren. Jeder ist willkommen, denn zu 90% lassen sich die Trianings gut absolvieren, selbst wenn man nicht die/der Schnellste ist.

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