Bericht verfasst von Kurt Bieri

Basel-Hägendorf

Normale Läufer machen an einem sonnigen Wochenende einen Städte Marathon wie Zürich oder Wien und versuchen ihre PB unerbittlich zu verbessern. Ich nicht – ich bin Genussläufer. Mein Ziel ist es in 6 Tagen einmal quer durch die Schweiz von Basel nach Zermatt zu laufen. Dabei steht die Freude am Laufen mit Gleichgesinnten im Vordergrund.
Früher brauchte ich für 90 Kilometer ein viertägiges Trainingslager. Heute ist alles anders. Die gleiche Distanz ist jetzt in 2 Tagen möglich. Dies ist nicht nur dem perfekten Trainingsplan zu verdanken, sondern auch dem Trainer und allen Vereinsmitgliedern, welche mich bei dieser Mission begleiten und unterstützen.
Am Samstagmorgen versammelten sich mehr als eine Handvoll Läufer und Läuferinnen für dieses Abenteuer. Der Präsi, welcher den Ehrgeiz hat die gesamte Strecke zu laufen, hat sich entschieden 1 Stunde vor dem offiziellen Start zu beginnen, damit er sich deutlich von den Kracks abheben kann. Nach der Streckeneinweisung ging es los. Alles der Birs entlang bis nach Dornach. Dort wartete Adi und Katja, welche sich der Gruppe anschlossen. Mit Adi als begnadetem Bergläufer ging die Post ab – nicht nur beim Anstieg aufs Hochwald Plateau, sondern auf allen steilen Passagen dieser Etappe.

Ich wusste, dass ich mit der Energie haushälterisch umgehen muss, wenn ich am Folgetag mitlaufen wollte. Darum habe ich mich Darja angeschlossen, welche keine Vorliebe für extreme Höhenmeter hat. Wir genossen die Kulisse mit den Apfel- und Kirschbäumen, welche sich in prachtvoller Blüte präsentierten.

Nach dem Verpflegungsposten in Seewen kamen wir zur Schlüsselstelle. Hierbei kam mir meine Einweisungsrede in den Sinn. «Bitte lauft bei der Hauptstrasse entgegen dem Wanderweg … weil es an dieser Stelle matschig ist». Dies hatte Adi nicht mitbekommen und hat die Abkürzung ignoriert. Die ganze Gruppe folgte ihm und Andi verlor einen Schuh im Schlamm. Jemand hatte bei meiner Ansprache noch gewitzelt, man sehe dann an den schmutzigen Schuhen, wer die Abkürzung nicht genommen hat.

Bei Darja leerten sich langsam die Batterien, so nahmen wir eine Abkürzung nach Reigoldswil. Dort trafen wir auf die schnelle Gruppe. Nur einer fehlte. Der Dätti…der kennt noch die besseren Abkürzungen, denn der war schon oben mit dem Präsi am Mittagstisch, während wir die letzten steilen Meter des Jägerwegs auf die Wasserfallen bewältigten.

Nach der Mittagspause ging es gemeinsam zum höchsten Punkt des Kanton Baselland – «Chellenchöpfli». Allesamt genossen den Weitblick und man konnte die Gedanken schweifen lassen. Jeder wartet auf jeden, Gemeinsamkeit und Kameradschaft sind wichtiger als Geschwindigkeit und Bestleistung, das nennt man Vereinsgeist.

Wie ein aufgescheuchtes Rudel ging es vom höchsten Punkt über die breite Wiese talwärts. Immer weiter und weiter, bis ein Halt ertönt. Abzweiger verpasst.

Also wieder ein Stück hoch und weiter nach Langenbruck, wo Simone die Getränke griffbereit hatte. Die waren nötig, denn die Temperaturen waren gefühlt weit über 30 Grad.

Wegen Felssturz war das Highlight, die Teufelschlucht, nur teilweise begehbar. Die Uhr zeigte 40 Kilometer und meine Beine fühlten sich noch gut an. Mehr Mühe hatte ich mit der Flüssigkeitszufuhr. Der Körper konnte gar nicht mehr so viel aufnehmen, wie geschwitzt wurde. Was zu einer spürbaren Dehydrierung führte. Richtig glücklich, aber erschöpft erreichte ich Hägendorf.

Die mobile Verpflegungsstation von Simone war die Lebenversicherung und Erfolgsfaktor für diese Etappe. Ein grosses Danke schön an dieser Stelle.
Ist es möglich, nach diesen 42 Kilometer und 1600 Höhenmeter am nächsten Tag eine Distanz von 50 Kilometern zu rennen? Die Antwort darauf folgt im Bericht von Tag 2.

2 thoughts on “Quer durch die Schweiz – Tag 1

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