Eigentlich hatte sich Selina Nardiello für den Zürich Marathon vorbereitet, wegen einer Krankheit kurz vor dem Tag X war an einen Start in der Limmat-Stadt aber nicht mehr zu denken. So entschied sie sich für den Marathon Du Lac d’Annecy 2 Wochen später. Da die Anmeldefrist für die 42.195km in der Hauptstadt des Départements Haute-Savoie, ungefähr 3 Autostunden von Basel entfernt, bereits abgelaufen war, gab es für Selina nur noch eine Möglichkeit: Jemanden finden, der aus irgendeinem Grund nicht starten kann und ihr den Startplatz überlässt. Auf diversen französischen Läuferportalen wurde sie dann fündig und am allerletzten möglichen Tag gelang ihr die Anmeldung und sie durfte starten.
annecy3«Der Lauf ist wunderschön und sehr gut organisiert. Aufgrund des Panoramas durch Berge und See auch kurzweilig, die Zeit verging wie im Flug!», berichtet Selina vom Lauf. Vor allem das französische Publikum hatte es ihr angetan, das begeistert und mit Herzlichkeit die Läufer anfeuerte. Mit Kuhglockengeläut und lautem Zurufen motivierten die Zuschauer die Sportler und ganz besonders die Frauen, die deutlich in Unterzahl waren, wurden besonders laut unterstützt.
Alle drei Kilometer gab es eine Verpflegungsstelle, die neben Wasser und Iso-Getränk sogar Käse, Schokolade, Gewürzkuchen sowie Orangenschnitze und Bananen bereithielt.
Vom Start weg musste Selina bereits kämpfen, denn sie kam etwas spät zum Startblock und nach Vorne gab es kein Durchkommen. Nach diversen Sprüngen über Hecken und Verkehrsinseln gelang es ihr schliesslich, den Pacemaker für 3:15 einzuholen und diesem lief sie vorerst einmal hinterher.
Die nicht ganz flache Strecke des Marathon Du Lac d’Annecy verläuft grösstenteils direkt am See entlang, meist auf Radwegen. Nach 21km gibt es eine Wendeschlaufe und dann führt die Strecke wieder nach Annecy zurück. Obwohl der Radweg in zwei Laufrichtungen geteilt war, funktionierte dies sehr gut. 1:37:31 zeigte die Uhr für Selina bei der Halbmarathonmarke. Im Schlussteil konnte sie sich dann an einen grossen Läufer aus Frankreich anhängen und mit sehr viel Willenskraft an ihm dranbleiben! «Ab km 40 bin ich fast gestorben, es war so anstrengend. Atmen war kein Problem, aber die Beine…», berichtet Selina von den letzten Kilometern. 3:18:03 zeigte die Uhr, als sie im Ziel war und das war neue persönliche Bestzeit für sie!

Selina freute sich zurecht über das tolle Ergebnis
Selina freute sich zurecht über das tolle Ergebnis

Etwas irritierend gestaltete sich dann die offizielle Ergebnisliste. Nach dem Marathon durfte Selina nämlich als 8. im Gesamtklassement und als Siegerin ihrer Altersklasse zur Ehrung auf die Bühne, was immerhin mit einem Reisegutschein und einem grossen Pokal belohnt wurde. Zu Hause musste sie dann feststellen, dass sie nur noch 4. in der Altersklasse war und 10. im Gesamtklassement. Grund dafür waren falsch angemeldete Sportlerinnen, die nachträglich richtig eingordnet werden mussten. Die Preise darf Selina behalten und die Zeit natürlich auch! Und Top10-Platz bleibt es ebenfalls! Gratulation!
annecy2