Erster Tag

Samstag 13.7.19: Le Bouveret – Saillon
Waadtland und Unterwallis (48 Km, 218 Hm)

370 Kilometer stehen uns bevor vom Genfersee zum Bodensee.
Pia Kilcher, Brigitte Buess, Melanie Beyeler, Toni Tauro, Christoph Maier, Johannes Pöhlmann, Cyril Haldemann, Christian Bucherer.
Wer vor diesem Manöver, heute und hier, in Le Bouveret nicht Schiss und die Hosen bis oben voll hat, ist nicht normal. Kurz nachgefragt bringt Aufklärung: alle Hosen voll – alle normal.
Unterwegs bei top Bedingungen, schönes Wetter, warm, nicht zu warm, und Wind mit dabei. Zum Teil recht heftig, aber Rückenwind. Ich stelle fest, zwei Tage vor einem Ultra-Etappen-Lauf einen 5000-Meter-Bahnwettkampf zu bestreiten war keine gute Idee. Zudem wurde es nachmittags wärmer und unsere Birnen begannen zu glühen. Das war die erste, die einfachste Etappe. Verschlimmerungs-Potential durchaus vorhanden.

Zweiter Tag

Sonntag 14.7.19: Fully – Ausserberg

Die lange Königsetappe (67 Km, 883 Hm)

Damit der Etappenplan einigermasse gut aufgeht, müssen wir uns heute gleich mal die längste Teilstrecke unter die Sohlen nehmen. An Sion und Sitten vorbei bis auf die Höhe von Visp.
Ich kenne welche, die haben für so eine Strecke im Auto schon Mühe. Andere, die schaffen das nicht mit dem Velo. Wer das zu Fuss vor hat, kann nicht ganz dicht sein. Alle Anwesenden sind sich da einig.
Viel Wetter, viel Sonne, in Sierre im Stadtweiher schwimmen bot Abhilfe.

Erkenntnisse des Tages

  • In Raron liegt der 1926 verstorbene bedeutende Lyriker Rilke auf dem Friedhof.
  • Die spanische Orgel in der Basilika von Sion ist eine der vier ältesten der Welt.

Das bringt uns alle jetzt auch nicht weiter, aber es steht trotzdem da  und der Insider merkt an diesen Themen, Pia ist mit uns unterwegs. Man braucht übrigens nicht nach Kalifornien fliegen, den „Walk of Fame“ kannst auch in Gampel beaugapfeln. Das wusst selbst Pia nicht.

Dritter Tag

Montag 15.7.19: Ausserberg – Oberwald

Durchs Goms (59 Km, 1453 Hm)

Die Gomser-Etappe, 8 Kilometern kürzer als gestern, damit wir uns erholen können, gleichzeitig müssen wir uns auch noch für morgen schonen, dann stehen die Pässe Furka und Oberalp im Weg.
«Nur» 59 Kilometer um sich von gestern zu erholen und «nur» 1400 Höhenmeter um sich für morgen zu schonen. Und dabei tun als ob wir Freude dabei hätten.
Zugebenermassen hatten wir wieder Wetterglück. Es regnete zu Beginn, nur kurz. Dann lange Zeit bewölkt, optimal. An Brig und Naters vorbei, zum Wakker-Preis-gekrönten Ernen.
Pia habe ich bis jetzt noch nicht gesehen drum weiss ich nicht, wer in welcher Ortschaft die wir heute durchliefen wirkte, oder auf dem Friedhof begraben ist, sonstige Kulturdinge, oder welche Orgel, von wem erbaut in welchem Jahrhundert, irgend wo steht, restauriert, umgebaut oder gezügelt worden ist. Eigenes Allgemeinnichtwissen ist gefragt: Wakker-Preis, Ernen – passt!
Der erste Tag war schlimm. Gestern Morgen war schlimm, gestern Nachmittag, auf einmal ging’s besser. Und heute das bis jetzt schwierigste Teilstück und richtig Gas gegeben.
Wie gesagt, du musst den Körper quälen, sonst quält er dich, siehe vorgestern und gestern. Es ist wie beim Zureiten eines Wildpferdes. Es sträubt sich, macht blöd und will sich nicht unterkriegen. Am Schluss sieht es ein, das bringt nix und kooperiert. So ist das seit gestern Nachmittag: der Körper kooperiert. Wurde auch langsam Zeit.

Vierter Tag

Dienstag 16.7.19: Oberwald – Sedrun

Die steile Königsetappe (51 Km, 2058 Hm)

Morgenstund› hat Gold im Mund. Das stimmt, am vierten Tag der Reise sind komischerweise alle gut drauf. Ich hätte gegenteiliges erwartet. Dabei stehen Furka und Oberalppass auf dem Tagesprogramm.
Via Gletsch auf die Furka und da beim Gipfelwirt verpflegt. Hinunter nach Realp, dabei stolpert Melanie und verdreht sich den Fuss. Drum nimmt sie in Andermatt den Zug. Kann ja wohl nicht so schlimm sein, denke ich. Als wir die Bescherung später in Sedrun bewerten, wird einem schlecht. Das Fussgelenk hat Farben, wusste nicht dass solche schon erfunden wurden. Aber die Beule an ihrem Knöchel kannte ich bei Frau schon – doch an ganz anderen Körperstellen. Sie ist eindeutig raus aus der Nummer. So schade!

Fünfter Tag

Mittwoch 17.7.19: Sedrun – Trin

Oberrhein (61 Km, 990 Hm)

Die längste Etappe, die schwierigste Etappe, die beiden Pässen, fast 3/4 der ganzen Strecke liegen hinter uns. Wer heute noch einigermassen aufrecht gehen tut, der schafft es auch noch bis zum Schluss. Zudem geht es theoretisch nur noch flussabwärts. Flussabwärts am Oberrhein heisst 990 Meter Steigung dabei.
Die doofste Steigung ist aber am Ende, am Ende der Etappe, am Ende der Kräfte, am Ende der Nerven, am Ende ist das Hotel da. Die Wirtin will uns einchecken. Gegenargument: erst ein Bier bitte!

Sechster Tag

Donnerstag 18.7.19: Trin – Triesenberg

Liechtenstein (51 Km, 646 Hm)

Zweitletzter Tag, diese Kenntnis hebt nicht unwesentlich die Stimmung. Das Ende ist absehbar. Eine Steigungen noch dabei, sonst nur flach bis ins Fürstentum. Zuerst linksrheinisch runter nach Chur, immer im Schatten der Bäume und weiter bis zum Mittagshalt in Landquart.
Die letzte Pause in der Bündner Herrschaft bei Fläsch. Nach der Rechtskurve ins untere Rheintal ist die Strecke auf dem Damm langweilig, dafür kann man ständig die Bescherung, die letzte, liederliche Steigung der Reise hoch nach Triesenberg anschauen, obwohl man das gar nicht sehen möchte. Dafür haben wir abends eine tolle Aussicht von der Restaurantterrasse ins Rheintal und auf die Schweiz drüben.

Siebter Tag

Freitag 19.7.19: Triesenberg – Bodensee

Zum Ziel der Reise Altenrhein (56 Km, 114 Hm)

Vom Hotel geht’s runter an den Rhein, dann flach und gerade aus auf direktem Weg zum Bodensee. Heute am letzten Tag werden wir im See baden und saufen dem Camping-Strand-Wirt die Biervorräte weg. Ein guter Plan – er stammt ja auch von… du weisst schon!
Es ward recht warm und war trotzdem easy zum Laufen. Alle haben sich unterdessen an die Strapazen gewöhnt. Die Etappe dem Rhein entlang ist bis auf Schloss Vaduz auch eher unspektakulär. Ein angenehmes zu Ende Laufen zum Bodensee beim Camping Rheinspitz in Altenrhein.

Einer wollte wissen, was der LSVB an dieses Unternehmen beiträgt. Nichts darf man alle die sich um unsere Finanzlage kümmern beruhigen. Zur Logistik: Der Gepäcktransport wurde präzise und zuvorkommen von Farah vollzogen. Abends im Hotel hatte jeder eine Aufmerksamkeit in Form von Früchten, Salzstängeli, Schoggi und Chips auf seinem Koffer liegen. Wir hatten Freude an ihr. Der sie erzog, so scheint mir, hat nicht viel falsch gemacht. Ihr Freund Robin fuhr mit dem Rennrad mit und unterstützte nebenbei. Bin froh, dass sich so einer um meine Tochter kümmert.
Am fünften Tag kam Alexander mit Graziella vorbei und sie wanderten eine Strecke mit, also fast eine Familienzusammenkunft, wäre Graziella dabei gewesen. Die blieb in Basel. Denn die Graziella, die ins Rheintal kam, ist die von Sohn Alexander. Bin so ein Vorbild, dass er sogar selber auch nach einer Graziella suchte.
Nach den täglichen Reklamationen, die Strecke wäre länger, als im Roadbook angesagt, wunderte sich nicht einmal mehr ich, dass zum Schluss fast 400 Kilometer bewältigt wurden.

Und nächstes Jahr, geht’s ab nach München: Vom «Braunen Mutz» zum «Hofbräuhaus». 7 Etappen, 400 Kilometer. In diesem Sinne: Prost!

1 thought on “Logbuch Transalp

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