Schnüffel, Schnüffel – «Was müffelt hier?». Auch ich stecke meinen Riechbolzen in den Wind. Nicht dass ich die Quelle des Gestanks nicht kennen würde. Nein, ich hoffe dass meine Rolle des Unwissenden den Verdacht so lange wie möglich von mir fernhalten würde. Also nicht von mir selber, aber von etwas was mir gehört. Eigentlich sollte ich es besser wissen, diese Frau lässt sich nicht so leicht hinters Licht führen. Und prompt: «Du hast schon wieder Deine Sportkleider in unserer Wohnung aufgehängt!» Mist! Ich schlüpfe in die nächste Rolle und versuche mich als Charmeur: «Das ist kein Gestank, das ist die Essenz von Männlichkeit!». Bestenfalls kriege ich dafür ein paar rollende Augen und ein müdes Lächeln – «Netter Versuch, aber DAS stinkt!».
Der Sportler, der sich täglich in seiner Disziplin übt, hat es nicht einfach. Ständig muss er sich erklären und ist auf das Verständnis seines Umfelds angewiesen. Ich beklage mich aber nicht im Geringsten, denn meine Frau ist der Inbegriff eines verständnisvollen Partners! Wenn ich aber schon mal dabei bin, muss ich an dieser Stelle noch etwas loswerden. Nach einem meiner letzten Texte über meine Laufschuhe, in welchem ich sie mit einer ganz leichten Tendenz etwas karikiert dargestellt habe, meinte sie: «Du schreibst richtig gut, das wusste ich gar nicht. Das erinnert mich an Ephraim Kishon…» Ohhh, welch ein Kompliment! Nicht dass ich so belesen wäre wie sie, aber dass Ephraim Kishon zu den bedeutendsten Satirikern des 20. Jahrhunderts zählt, soviel habe auch ich noch mitbekommen. «… aber…» OK, wusste ich’s doch, die Sache hat einen Haken. «… Kishon schreibt von seiner Frau als die beste Ehefrau von allen«. Aha! Darum geht es also. Um es mal klar zu stellen: Sie ist nicht nur schön, intelligent, gebildet und scharfsinnig, sie kann auch gut kochen! «Die Sache mit den Komplimenten solltest Du noch ein bisschen üben». Der Kishon hat mich aber dann doch noch genauer interessiert und so habe ich mich ein bisschen schlau gemacht. ‹Die beste Ehefrau von allen› ist nur die halbe Wahrheit. Als ‹Die Schlange, mit der ich verheiratet bin› wird sie von ihm ab und an auch bezeichnet. Aber solche Dinge werden ja gerne mal ausgeblendet, ist mir schon klar…
Aber ich schweife ab, zurück zum Sport. Ja, wohin mit den Bergen an schmutziger und verschwitzter Sportwäsche in einer Mietwohnung? Und glaubt mir, bei täglichem Training kommt da einiges zusammen, gerade jetzt im Winter. In den Keller? Haben wir nicht. Waschküche? Das ist den anderen Mietern nicht zuzumuten. Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer? Naja… Da bleibt eigentlich nur noch das Bad. Zugegeben, auch nicht sehr glücklich, aber aufgrund mangelnder Optionen der wohl passendste Ort. Und unter uns: ein Wohlgeruch ist das schon nicht. Aber fallt mir jetzt bloss nicht in den Rücken und sagt das meiner Frau!
Im Trainingslager wird die Sache in der Regel durch die begrenzten räumlichen Möglichkeiten und den meist eingeschränkten Waschgelegenheiten zusätzlich verschärft. Was natürlich egal wäre, wenn der Sportler alleine dorthin führe. Aber «die beste Ehefrau von allen» zeichnet sich ja unter anderem gerade dadurch aus, dass sie den Läufer aktiv in seinen sportlichen Belangen unterstützt und ihn ab und an in ein Trainingslager begleitet. Meine langjährige Erfahrung zeigt, dass man dem Stinktextil die Luftzufuhr schnellstmöglich untersagen sollte. Je kompakter die Wäsche, je glücklicher der Partner. Ob der Wäschekorb verschlossen werden kann ist sekundär. Die Devise lautet: Sobald angetrocknet, runter vom Kleiderständer und auf den Haufen. Trotzdem bleibt es eine Schadensbegrenzung und des Athleten Partner braucht eine Engelsgeduld.

3 thoughts on “Was müffelt hier?

  1. Also ich kann da nur empfehlen nach Lavendelduft zu schwitzen. Das riecht klasse… Wie man das macht? Hab ich auch noch nicht herausgefunden. 🙂
    Aber wenn zwei Personen im Haushalt rennen wird das noch schlimmer. Bei uns ist das Bad der Ort der Wahl…Wenn Besuch kommt, muss abgeräumt werden…

  2. Normalerweise stinkt meistens das T-Shirt. Aufhängen und trocknen lassen bringt den Effekt, dass die Klamotten stark müffeln. Meine Version: Einfach die Laufsachen kurz unter die Dusche mitnehmen und ausspülen, dann stinkt rein gar nichts. Im Gegenteil, die Sachen lassen sich «dank» den darin enthaltenen Polytierchen so gut reinigen, dass sie danach problemlos nochmals getragen werden können. Ihr wollt nicht wissen, wie lange ich das eine T-Shirt, welches ich für Mittagsläufe ab dem Büro benutze, auf diese Weise regeneriert schon trage 🙂 Und danke der Nachfrage, meine Nase funktioniert ehrlich gesagt fast zu gut wenn ich mal wieder das Müffeln anderer Leute inhalieren darf…

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