jungfrauvon Reto Immoos
Zum 20. Jahrjubiläum des Jungfrau-Marathon findet 2012 ein Doppel-Marathon statt. Am Samstag starten alle Frauen zur Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterschaft mit den Männern ab Altersklasse 50… Der LSVB schickte auch einige Vertreter, darunter mich und Andy Dettwiler (der gar doppelt finishte, dh. Am Samstag und am Sonntag) Im Startblock sind noch Fabienne Stadelmann, Ursula Bindert, Annegret Schneider und Thomas Senn. Unterwegs treffe ich Hans Senn, der seine Tochter betreut. Im Ziel, beim Gepäckdepot habe ich gar noch Hans-Jürg Erni angetroffen.
Das will heißen, der LSVB war am Wettkampf gut vertreten!!
Sonntags sind dann die restlichen Männer:
Andy Tschannen, Adrian Schlatter, Rainer Hauch, Wolfgang Hauch, Tobias Gerteis, Dominic Marfurt, Piero Mele und Lukas Suter am Start und……die Doppelstarter: Kurt Traub, Andy Dettwiler und Fabienne Stadelmann.
Wie beim großen Hauptfeld kämpfen die Elite der Damen am Samstag und die der Männer am Sonntag um den Weltmeistertitel. Für die Durchführung des Jungfrau Marathons werden 2.700 Helfer/innen benötigt. 3100 Sportler aus 38 Nationen sind am Samstag Start. Am Sonntag starten 4000 Läufer. Eine erste Schleife führt uns durch Interlaken. Die Zuschauer am Straßenrand machen einen Höllenlärm. Nach drei Kilometern passieren wir wieder den Startbogen. Mir passt das Tempo, ich bin mit Andy ganz hinten eingestanden. Wir wollen den Lauf geniessen und planen in 6h30min im Ziel zu sein.
In Böningen (km7) streifen wir das Ufer des Brienzersee. Für musikalische Stimmung sorgen eine Bläsergruppe und wenig später die Herren mit ihren gewaltig scheppernden Treicheln. Kurz nach Wilderswil,10 km – leicht ansteigend geht’s nach Gsteigwiler. Nach zwei alten Holzbrücken verlassen wir die geteerten Straßen und wechseln auf schmale Kieswege. Bis Lauterbrunnen kommen so fast 350 Höhenmeter zusammen. Wir rennen entlang der Lütschine. In Zweilütschinen (km 15) ist der Zusammenfluß der Schwarzen Lütschine vom Grindelwaldgletscher und der Weissen Lütschine aus dem Lauterbrunnental.
In Lauterbrunnen (km 20) bin ich dank Andy’s Unterstüzung in meiner Sollzeit. Etwas außerhalb von Lauterbrunnen ist die Halbmarathon-Matte erreicht. Eine kleine Schleife führt uns noch tiefer ins Tal Richtung Stechelberg. Der bekannteste Staubbachfall mit 300 m Falltiefe links. Wir queren das Tal und laufen auf der Wengenerseite zurück. Basejumper landen unmittelbar neben uns in der Wiese. Das Rauschen der sich öffnenden Fallschirme beängstigt einen.
Zurück in Lauterbrunnen ist Schluss mit gepflegtem Laufen. Beim Ortsdurchlauf durch Lauterbrunnen strecken Andy und ich unsere Köpfe vor dem Anstieg unter das Wasser beim Dorfbrunnen. Kühlung tut gut. Bis jetzt hatten wir Wetterglück. Schatten und leichte Bise kühlen mich perfekt.
Bei km 26 geht’s rein in die 3 km lange Wand, die uns in 26 Serpentinen nach Wengen führt und mich in den Gehschritt zwingt. Nicht umsonst werden ab hier bis zur Moräne die Kilometerschilder in 250-Meter-Schritten angezeigt. Aus dem Wald tönt Musik «Another Brick In The Wall» von Pink Floyd in Dauerschleife.
Nun kommt der Durchlauf durch das mit Fahnen und Wimpeln geschmückt Wengen. Man muss es einfach erlebt haben. Überrascht bin ich, dass ich an der 30km-Marke immer noch optimal in der Zeit liege. Bei km 31 wollen wir Andreas Wagner treffen. Er will uns dort verpflegen. Wie das Bier gut tut, kann sich keiner vorstellen. Endlich mal
ein anderer Geschmack als Gel und Isogetränke. Daetty mahnt mich, dass wir weiter gehen sollten. Wir wollen vor der Deadline beim Wixi-Lift sein. dh. vor 14.35Uhr.
830 Höhenmeter sind bereits erklettert, aber noch liegen 1000 vor uns. Am Hanneggschuss überqueren wir die Lauberhornabfahrt von Wengen und vor uns der Gipfel der Jungfrau.
Über die Wengeralp geht es zum Wixi-Lift. Vor uns das Panorama des mächtigen Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau mit seinen schroffen Felsen und Gletschern.
Bis und über die Eiger-Moräne kommt man nur im Gänsemarsch voran. Daetty hat mich super betreut. Annegret und ich wechseln uns immer wieder mal ab mit Voranlaufen. Bei einem Felsband mit zwei Tritten erwischt es mich unvorbereitet. Krampf!!! Ich falle in den Weg. Für die andern Läufer gibt’s kein Vorbeikommen. Dank dem Samariter vor Ort, der fachmännisch den Krampf löst renne/gehe ich weiter.
Die letzte Steigung führt uns über die Locherfluh (km 41). An der Engstelle haben sich wieder viele Zuschauer eingefunden. Auf einem Felsen werden uns Schoki, Traubenzucker und Trockenfrüchte als letzte Stärkung angeboten. Super diese Helferinnen. Sie spenden diese Schoki aus ihrer Haushaltskasse. MERCI !!!!
Der Schlusskilometer führt am Fallboden-Speichersee vorbei und fast nur noch abwärts. Der künstlich angelegte See liefert im Winter das Wasser für die Schneekanonen an der Kleinen Scheidegg. Dort treffe ich auf Daetty und Andy Wagen, welche mich ebenfalls fachmännisch verpflegen. Dann bin ich …leider im Ziel, des schönsten Bergmarathons der Welt.
Gut darf ich am Folgetag dem Jungfrau-Marathon als Zuschauer verfolgen und meine LSVB-Läufer anfeuern. Es ist auch als Zuschauer schön neben der Laufstrecke zu stehen…oder nebenher zu fahren.
Marathonsieger/Berglauf-Weltmeister (Langdistanz)
Marathonsieger/Berglauf-Weltmeister (Langdistanz)
Frauen

  1. Kremer Stevie,USA 3:22.42,9
  2. Reiner Sabine,AT-Dornbirn 3:24.10,0
  3. Dobson Kim,USA 3:26.58,3

Männer

  1. Hohenwarter Markus,AT-Gundersheim 2:59.42,2
  2. Kosovelj Mitja,Slowenien 3:00.47,3
  3. Tuei Hosea,Kenia 3:01.24,4

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